Sven Sauter

Cimicifuga



Cimicifuga racemosa und Osteoporose



Therapie mit synthetischem Östrogen/Progesteron


In den USA erhalten rund 38% der Frauen nach den Wechseljahren Hormone, in Deutschland dürften es ca. 22% sein.
Mir der gleichen Selbstverständlichkeit, mit der vor 20-30 Jahren den Frauen mit Wechseljahresbeschwerden männliche Geschlechtshormone verordnet wurden (heute würde das kein Mensch mehr machen), werden heutzutage synthetische Östrogene verschrieben.

Wie Studien zeigten, steigt bei Frauen die 5 Jahre lang mit Östrogenen behandelt wurden, das Risiko an einem Endometriumkarzinom (Uteruskrebs) zu erkranken um das 5-fache, und steigt in den nachfolgenden Jahren auf das 15-fache. Zum Vergleich: Keine Frau würde in ein Flugzeug steigen, wenn man ihr vorher sagen würde, dass sich damit ihr Risiko zu sterben, um das 15-fache vergrössert.

Wenn die Östrogene in Kombinationen mit dem hormonellen Gegenspieler Progesteron gegeben werden, scheint sich dieses Risiko zu verringern.
Doch auch Progesteron besitzt Nebenwirkungen, so wirkt es u.a. auf die Zellteilung der Brustdrüsen - diese ist umso aktiver, je höher der Progesteronspiegel ist.
Bedenken Sie diesbezüglich bitte das 70% der Mamma-Carzinome hormonreaktiv sind.
Progesteron wirkt zudem pro-thrombotisch und entzündungsfördernd.

In den USA fand im Rahmen der Primärprävention eine Studie zur Östrogen/Progesteron-Therapie statt. Es ist die erste Studie zu dieser Therapieform, die mit gesunden Frauen ohne Vorerkrankungen, während der Menopause durchgeführt wurde.
16608 Frauen zwischen 50 und 79 Jahren, mit intakter und gesunder Gebärmutter, nahmen in 40 verschiedenen klinischen Zentren in den USA an der Studie teil.
Die Studie war auf 8,5 Jahre angelegt mit der Erwartung, den günstigen Einfluss von synthetischen Hormonen zur Prävention von Osteoporose, Herzerkrankungen und anderen Alterserkrankungen nachweisen zu können.
Doch das Gegenteil war der Fall: Die ursprünglich auf 8,5 Jahre angelegte Studie, musste bereits nach 5,2 Jahren wegen eindeutig negativer Ergebnisse abgebrochen werden.

• Das Risiko an einer Koronaren Herzerkrankung (KHK) zu erkranken, erhöhte sich im ersten Jahr signifikant.

• Schlaganfälle und venöse Thrombembolien häuften sich auch über das erste Jahr hinaus.

• Das Brustkrebsrisiko stieg ab dem dritten Behandlungsjahr kontinuierlich an.

• Einzig die Hüftbruch- und Enddarmkrebsraten erniedrigten sich.

Zusammenfassend lässt sich, statistisch betrachtet, anmerken, dass von 10000 Frauen, die kombinierte Hormonpräparate für ein Jahr einnehmen, zusätzlich 7 Frauen einen Herzinfarkt, 8 einen Schlaganfall, 8 eine Lungenembolie erleiden.
Zudem bekommen 8 Frauen zusätzlich einen invasiven Brustkrebs und bei 18 Frauen entstehen Thrombosen.


Cimicifuga im Vergleich mit synthetischen Östrogenen

Laut einem Artikel, der in der Deutschen Ärzte Zeitung erschien, zeigte Cimicifuga in einer doppelblinden placebokontrollierten Studie mit rund 100 Frauen eine ähnlich günstige Wirkung auf das Knochenwachstum, resp. den Fettstoffwechsel, wie ein Präparat mit synthetischen Östrogenen.

• Die synthetischen Östrogene hemmten den Knochenabbau. Cimicifuga hingegen stimulierte den Wiederaufbau des Knochens. Der Netto-Effekt auf die Knochensubstanz, war bei beiden Präparaten gleich gross.

• Im Bereich der Serum-Lipide (Blutfette) zeigten sich in dieser Studie bei beiden Gruppen keine signifikanten Veränderungen.
 
• Der Schlafrhythmus verbesserte sich mit den Östrogenen signifikant nach einer Einnahme über acht Wochen, mit Cimicifuga nach zwölf Wochen.


Cimicifuga bei Osteoporose

Auf der substantiellen, phytotherapeutischen Ebene wirkt Cimicifuga als Phyto-Östrogen. Phyto-Östrogene sind z. B. auch in Basilikum, Ginseng, Granatapfel, Hopfen, Melisse, Rhabarber, Salbei, Sonnenblume, Tigerlillie, und vor allem in Rotklee und Soja enthalten. Der Wirkmechanismus der Phyto-Östrogene ist noch nicht vollständig bekannt. Es wird vermutet, dass ihre regulierende Wirkung auf den weiblichen Hormonhaushalt, wie bei den körpereigenen Östrogenen, über die Östrogenrezeptoren stattfindet.

Laut Forschungsergebnissen des Hadassah Medical Center in Jerusalem senken Phyto-Östrogene die LDL (Blutfette) -Werte im Blut. Zudem senken sie die Blutdruckwerte und optimiern die Entgiftungsleistung der Leber. Gleichzeitig verbessern sie die Fließeigenschaften des Blutes, wirken demzufolge also anti-thrombotisch.

Ergänzend zu Cimicifuga ist bei Osteoporose zudem an die Einnahme von kieselsäurehaltige Pflanzen wie Brennessel (Urtica urens), Zinnkraut (Equisetum), Schafgarbe (Millefolium) zu denken. Die Matrix des Knochens besteht unter anderem aus Kieselsäure = Silicea. Die Kieselsäure verleiht den organischen Anteilen des Knochens ihre Elastizität.
Die oben genanten kieselsäurehaltigen Pflanzen können als Tee getrunken werden. Da sie diuretisch wirken, vermehrt sich durch  die Einnahme die tägliche Harnmenge. Die Dosierung sollte deshalb so gestaltet werden, dass kein nächtliches Wasserlassen nötig ist.


Weitere Anmerkungen zur Therapie der Osteoporose

A) Risikofaktoren
• Übersäuerung: Durch einen zu hohen Anteil von Eiweiß in der Nahrung, saure Antiphlogistika und andere Medikamente kommt es zu einer Übersäuerung des Organismus. Heutzutage wird das dissoziierte H+-Ion (Broensstedt-Theorie) als Säureträger betrachtet. Dies war jedoch nicht immer so. Deshalb ist eine gewisse Vorsicht in Bezug auf die Verlässlichkeit von Säurewerttabellen für Nahrungsmittel angebracht. Denn diese beziehen sich oft auf eine Untersuchung von Ragnar Berg von 1912, der von anderen chemischen Definitionen ausging, als dies heute üblich ist (damals galten Kationen als Basen und Anionen als Säuren). Daher taucht zuweilen die irrige Annahme auf, Getreide würde den Organismus säuern, richtig ist aber, dass kaliumreiches Getreide das Gewebe entsäuert.
• Rheuma
• Cortison (siehe Deutsche Ärzte Zeitung, 14.11.2002).
• Softdrinks: Der regelmäßige  Konsum von Softdrinks führt zu einem 3-fach erhöhten Knochenbruchrisiko. Die darin enthaltenen Phosphate begünstigen die Entstehung eines sekundären Hyperparathyreoidismus, welcher die Entkalkung des Knochens fördert.
• Rauchen
• Alkohol
• Mangelnde Bewegung

B) Diagnose
Die Osteodensitometrie (Knochendichtemessung) ist, wenn die Messung nur ein Mal durchgeführt wird, zur Beurteilung der Knochendichte ungeeignet, da es keine "normale" Knochendichte gibt. Die Knochendichtemessung ist jedoch sinnvoll zur Beurteilung des Therapie-Verlaufs, wenn weitere Messungen durchgeführt werden, da diese die Entwicklung im Vergleich zur Erstmessung dokumentieren.



Sonstige Therapien

- 1. Schulmedizinische Therapien

• Biphosphonate
Biphosphonate hemmen die Osteoklasten-Aktivität, helfen also den Knochenabbau zu vermindern. Leider hemmen sie zugleich aber auch den Knochenaufbau.
Biphosphonate bleiben zudem im Körper jahrelang aktiv und sind deshalb relativ unberechenbar, sprich gefährlich.
Der positive Ruf der Biphosphonate in der Behandlung der Osteoporose lässt sich hauptsächlich auf einen Versuch der Universitätsklinik München zurückführen. Bei diesem Versuch kam es durch die Einnahme von Biphosphanaten in Kombination mit Bewegungstherapie zu einer Verdoppelung des Knochenmassezuwachses. Wir sehen und staunen. Nicht erwähnt wird aber meistens, dass im selben Versuch die Gabe von Placebo in Kombination mit Bewegungstherapie zu genau den gleichen Resultaten führte. Die Studie zeigte demzufolge hauptsächlich auf, wie wichtig Bewegung und Belastung für eine gesunde Knochensubstanz sind.

• Fluor.
Die Fluortherapie steckt voller Widersprüche, und kommt deshalb zur Behandlung der postmenopausalen Osteoporose kaum in Frage. Die Frakturwerte der mit Fluor behandelten Patienten, lagen in verschiedenen Versuchen höher als bei den Unbehandelten.

- 2. Komplementäre Therapien

• Calcium
Ein paar Worte zur Calcium-Substitution
Bereits Mitte der 1980er Jahre wurde in den USA eine Verdoppelung des Umsatzes von Calcium, auf damals 250 Millionen Mark, verzeichnet. Das Geschäft mit Calcium ist also ein Riesenmarkt an dem jeder gerne verdienen möchte. Dies führt dazu, das Calcium recht bedenkenlos zur Verbesserung der Gesundheit angepriesen wird, weil es ja “natürlich“ ist.
Dabei ist es wichtig zu bedenken, dass es auch bei einer Calcium-Substitution zu Neben- und Wechselwirkungen kommen kann.
Erwähnt seien hier als Beispiele:
- Obstipation
- Hypercalciämie
- Hypophosphatämie
- Metabolische Acidose
- Gehemme Resorption von Eisen, Natriumfluorid, Tetracycline
- Wirkungsverstärkung von Herzglykosiden

Normalerweise nimmt ein Mensch über die Nahrung täglich ca. 1000 mg Calcium auf. Von diesen werden ca. 400 - 500 mg resorbiert. Von diesen werden jedoch 200 - 300 mg gleich wieder über Galle, Pankreas abgegeben. Bleibt also eine Nettoretention von ca. 200 -300 mg.
Interessant ist, dass sich im Versuch sowohl bei einer Zufuhr von 400 mg, als auch bei 1000 mg eine gleichbleibende Nettoretention von 300 mg ergab. Das Calcium wurde am besten  verwertet, wenn es in mehreren kleinen Gaben über den Tag verteilt eingenommen wurde.
Zudem wird Calcium besser verwertet, wenn gleichzeitig eine rege körperliche Bewegung stattfindet. Eine übermäßige Calciumzufuhr ohne Bewegung kann die Knochenneubildung sogar hemmen.

Aus geisteswissenschaftlicher Sicht, hat Calcium stark inkarnierende Eigenschaften.
Somit scheint es nicht optimal, den alternden Menschen, welche sich in einem langsamen, aber steten Exkarnationsprozess befinden mit mineralischen Substanzen zu behandeln, die gegenteilige energetische Eigenschaften besitzen.
Calcium verstärkt zusätzlich noch die verhärtende, sklerotisierende Tendenz.

Wenn nun trotzdem Calcium zur Behandlung oder Prävention eingesetzt werden soll, ist darauf zu achten, in welcher Form es verabreicht wird. Für den menschlichen Organismus ist Calcium um vieles leichter verwertbar, wenn es zuvor von einer Pflanze oder einem Tier resorbiert wurde. Die besonderen Mischungen von organischen und anorganischen Begleitstoffen, die sich in tierischen und pflanzlichen Substanzen finden lassen, scheinen den Bedürfnissen unseres Körpers entgegen zu kommen.
So zeigte sich im Versuch eine um 80% grössere Knochenfestigkeit durch die Einnahme des Calcium-Präparats aar®  os, welches aus pulverisierter Eierschale hergestellt wird, im Vergleich zu rein mineralischen Calciumcarbonat.

An calciumhaltigen Mitteln sollen hier erwähnt sein:
- aar® os n (aar pharma GmbH), aus pulverisierter Eierschale.
- Ovocalcin® (Icron/Axisis), aus Meeralgen, roter Koralle, Meermuscheln, usw.

• Orthomolekular-Therapie

Hier die wichtigsten unterstützenden Substanzen im Überblick:
- Vit. D (bis ca. 800 i.e./tgl.). Es ist jedoch auf Überdosierungen zu achten, da Vit. D vom Körper gespeichert wird.
- Vit. K Zufuhr in der Höhe von 109-604 mg/tgl. soll das Frakturrisiko bei Frauen deutlich  herabgesetzt haben. Vit. K ist für die Bildung des Knochenproteins Osteocalcin mitverantwortlich. Es ist jedoch auf Überdosierungen zu achten, da Vit. K vom Körper gespeichert wird.
- Vit. B6 soll die Collagenketten im Knochen stabilisieren. Derzeit sind aber noch zu wenige Studien, welche dies mit Sicherheit belegen, vorhanden.
- Vit. C ist ein bedeutender Faktor in der Collagensynthese. Derzeit ist Vit. C aber keine konkrete Empfehlung zur Prävention.
- Zink. Damit die Niere Säuren optimal ausscheiden kann, ist das Spurenelement Zink als Kern der Carboanhydrase notwendig. Es ist jedoch auf Überdosierungen zu achten.

• Schüssler-Salze
Schüssler-Salze sind Homöopathie. Deshalb eignen sich Schüssler-Salze (und dies gilt ganz besonders für Laien) nicht für eine längere Einnahme. Genau wie bei homöopathischen Medikamenten, kommt es zu einer Erstreaktion (Erstverschlimmerung), die registriert werden muss, da sie die Beendigung der Einnahme ankündigt. Wenn diese Hinweise nicht beachtet werden, kann es zur Entstehung einer Arzneimittelkrankheit kommen, was bedeutet, dass sich die Symptome durch Einnahme des Mittels stetig verschlechtern, anstatt zu bessern.


Literatur
Nebmaier, Wolfgang/Portmann, Elisabeth: Osteoporose, Sonntag-Verlag


Back    Home    Next