Schildkröte
3/4. April 2004 in Berlin


Das Bild der Schildkröte kommt von Yasmin Khalifa




Schildkröte - Caretta caretta

Die Schildkrötenpanzer, welche bei dieser Begegnung verrieben wurden, wurden uns von Daan van Kampenhout und Wolfgang Kendel geschenkt. Dafür möchten wir uns hier nochmals sehr bedanken.

Substanz: Schildkrötenpanzer
Begegnungs-Datum: 3/4. 04. 04
Begegnungs-Ort: Berlin
Begegnungs-Status: Unblind
Beteiligte: 10 Verreiber/innen = 7 Frauen (V2, V3, V4, V5, V6, V7, V9) + 3 Männer (V1, V8, V10)
Autorin: Charlotte Rob
Textstatus: Tonband-Protokoll

Schildkröte C 1

V5
Ich bin geschwommen wie eine Schildkröte, ich habe im Wasser gemerkt, wie leicht der Panzer ist, das hat mich gefreut, aber ich kannte das, es war gar nichts neues, es war uralt.
Die Schildkröte hat Schwimmbewegungen gemacht und ich habe mich gefragt, wie sie wohl schwimmt. Heute habe ich es gemerkt, wie sie schwimmt, wie sie sich bewegt.  Dann sind mir ihre Augen aufgefallen. Die waren auch uralt und ich kannte die und sie war ganz neugierig. Im lichtdurchfluteten Wasser ist sie auf eine Höhle zugeschwommen.
Dann war es wie ein Filmriss:  Die Schildkröte ist dageblieben und ich habe mich gefragt, was ich da eigentlich mache ?
Die winzig kleine Neuigkeit, die sie mir gesagt hat:
"Schildkröten müssen nicht in jede Höhle gucken und sie müssen auch nicht wissen, warum sie nicht hingucken wollen und sie weiß auch, warum sie am Bauch nicht so gepanzert ist, wie am Rücken."
Sie weiß einfach alles.
 

V2
Das erste Bild war eine Schildkröte, dann kam die Vogelperspektive, die zeigte, dass viele Schildkröten da sitzen.
Ein ganzes Feld voller Schildkröten, das kein Ende nahm, dadurch sah das Ganze wie eine Hautoberfläche aus. So ähnlich segmentiert, wie der Panzer selbst.
Schildkröten sind wie eine Art Schutz für die Erde, eine Art Haut, die die Erde partiell schützt. Sie können sich aber auch außerhalb dieses Feldes bewegen und tauchen immer da auf, wo die Erde Schutz braucht. Wo die Erde sich selbst öffnet und in den Austausch mit dem Außen tritt, wie eine Pore, die gleich wieder bedeckt werden kann. Sie sind sensible Instrumente, die mit ihrem Uterus fühlen und diese Information ans Erdinnere weitergeben. Von ihrem Bauch geht ein Strahl aus in Richtung zum Erd-Inneren, da wo die Information auch ankommt.
Dadurch senden sie, über die ganze Erde verteilt lauter Strahlen ins Erdinnere. Deswegen machen sie auch so langsame Bewegungen, weil die Erde sich nicht ganz so schnell öffnen kann.
Danach sehe ich mich dort sitzen, von oben mit dem Kopftuch. Dann sehe ich viele arabische Frauen, so wie Schildkröten da sitzen, ganz verhüllt, sogar die Augen.(Anmerkung: Drei Tage vor der Begegnung beschloss der deutsche Bundesgerichtshof das Kopftuchverbot für Beamtinnen im öffentlichen Dienst)

Als es um die Fragen ging war klar: Die Anwesenheit der Schildkröten hat mich locker gemacht, d.h. ich habe mich von der Enge der Fragen befreit. Sie wurde so zerstreut und so wurde erst das Verständnis ermöglicht. Mit manchen Antworten ist nicht gut zu leben. Gleichzeitig ist Ruhe eingetreten, eine gemeinschaftliche Ruhe mit den Schildkröten, die mir in meiner Antwortlosigkeit beistehen und so das Verlangen, daß hinter der Frage steht, beantworten, und zwar direkt. Die Ebene berührend, die die Frage auf der Verstandesebene gestellt hat, das ist tiefes Verstehen.
Dann kam noch ein Bild: Das Innere der Erde sieht aus wie der Sternenhimmel. Dort kommen die von den Schildkröten-Bäuchen gesendeten Strahlen an, die wir als Sterne sehen und schaffen über unsere Augen Verbindung zum Leib, der über die Wurzel im Kopf ein Feld bildet und dadurch haben wir auch Erde-Verbindungen.
Dann kamen Gefühle hoch von Leid, Ekel, von Angegafft werden. Nähe die Ekel erzeugt, die ich als eine Störung meines eigenen Felds, die ich um mich herum geschaffen habe, empfinde. Dann habe ich geweint. Schmerz über Verlassenheit gefühlt. Wut kam hoch, die ich vorher nicht gefühlt habe. Eine große Halsenge beim Weinen. Mein Hals hat sich verkrampft und den Weg zur Kraft versperrt. Mir wurde das Abgeben der Kraft an den anderen bewußt, der das Geschenk zurückgewiesen hat. Schmach, Ehre verletzt wird jetzt bewußt. Wut über Demütigung und Respektlosigkeit.

V6
Hatte das Gefühl, mich vorsichtig annähern zu müssen. Diese Schildkröte war gestorben und da war irgendein Drama geschehen, dem ich mich nur vorsichtig annähern konnte. Ich hatte ein Bild, wie sie im Meer lag und viele Schildkröten zu ihr eilten, um ihr zu Hilfe zu kommen. Das Bild zeigte ein Unwetter, der Himmel war schwarz und es hatte einen starken Sturm gegeben.
Ich verspüre (seit Tagen) eine leichte Übelkeit und habe große Sehnsucht nach Essen. Ich habe auch große Sehnsucht nach dem Meer (seit Tagen) und denke immer daran, dorthin zu fahren.
Dann kam wieder ein Bild zu dem Drama der Schildkröte. Es war so, wie hätte sie etwas am Bein gehabt, das Bein war verletzt auf der rechten Seite (Anmerkung: Viele Teilnehmer haben Knieschmerzen !) . Ich wurde wütend und ungeduldig und dachte mir: Ich habe den falschen Mörser, ich habe den falschen Pistil, beides war aber meins. Ich fand alles zu klein, zu kurz, ich konnte den Mörser nicht richtig fassen. Ich habe zu wenig Milchzucker usw.
Extr. Schmerz, stechend, Unterarm, links
Die Schildkröte bat mich, sie auf den Meeresgrund zu bringen, zu ihren Ahnen. Ich begleitete sie dann hinunter und habe mich hinein gefühlt, wie sie schwimmt mit dem Panzer. Das war wie zwischen zwei Keilen, unglaublich schwer.
Ich habe sie dann gefragt, was ich für sie tun, damit dieses Drama sich löst. Sie meinte, daß überall auf der Welt die Schildkröten verfolgt und gegessen werden und sie wünsche sich, daß ich in einen Schildkröten-Verein eintrete und dafür Sorge, daß die Schildkröten nicht mehr vernichtet werden. Damit könne ich ihr Drama aufheben und sie wäre glücklich, wenn ich sie am Meeresgrund lasse.
Danach saß ich in einer Höhle, kam manchmal raus und saß in der Sonne und es vergingen Jahrzehnte, ich sah Boote mit den Hochzeitsgesellschaften, die Boote mit den Trauergesellschaften usw und ich saß da immer noch. Was sich da abspielte in all diesen Jahrhunderten und Jahrtausenden, es geht alles so an mir vorbei, ich lasse mich treiben.
V1 erzählt von einem ARTE-Film über ein Schildkröten-Projekt auf den Seychellen. Die weibliche Schildkröte dort heißt wie ich.
 

V4
Ich bin richtig wütend geworden, weil die Substanz sich nicht verreiben lassen wollte. Das hat mich erinnert an eine Situation, wo ich mal in Panama war. Dort ist es verboten, Schildkröten zu fangen. Wir waren mit Einheimischen auf einem Boot und die hatten zwei Schildkröten gefangen und sie an Armen und Beinen festgebunden. Sie schneiden denen lebend die Arme und die Beine ab, weil die Schildkröten trotzdem am Leben bleiben und das Fleisch so lange frisch bleibt. Sie überleben sehr lange und man kann sie so stückchenweise essen. Es kam die ganze Aggression auf die Leute damals in dem Boot, die die Schildkröten vernichten wieder hoch. Auch V2 mit ihrem Tuch über dem Kopf macht mich aggressiv.
Mein Heuschnupfen ist heute viel schlimmer geworden, als je zuvor. Das erinnert mich an die Ñunendliche Geschichteì, wo diese uralte Morla, die Atreo wegniest.
Extr. Schmerzen, im Knie, links
Kältegefühl auf der ganzen linken Seite
Gestern war mir schon kalt
Gefühl als wäre mein Hals nach hinten überstreckt, das ist tendenziell von meiner Haltung her schon so, aber es war noch viel stärker.
Augen, Schmerzen
Kopfschmerzen, die sich dauernd verändert haben
Kopfschmerz, Gefühl einen zu engen Helm zu tragen
Kopfschmerz, dröhnender Schmerz im Hinterkopf
Haut, Gefühl, mich nicht in meiner Haut wohl fühlen.
Haut, Alles juckt, kribbelt und schmerzt
Essen, Verlangen vermehrt
Ohren, Gehör empfindlich auf Geräusch der Mörser (zu laut)
Streit mit meiner Tochter vor 4 Tagen.Wenn sie mir nicht wirklich sagt, was sie will, werde ich ungeheuer aggressiv. Das war länger nicht mehr vorgekommen, ca. vier Monate und jetzt, bevor ich von der Schildkröten-Begegnung gehört habe, ist es wieder hochgekommen. Und auch eine Trauer darüber.
Ich merke, es ist viel Aggression in mir, die ich nicht kontrollieren und zu etwas Positiven einsetzen kann. Es bricht einfach hervor und hat eine sehr zerstörende Kraft.

Bei früheren Verreibungen hatte ich oft das Gefühl, daß auf einer Seite die Täter und auf der anderen die Opfer saßen. Zuerst dachte ich, daß ich hier auf der Opfer-Seite sitze, jetzt habe ich mir Gedanken darüber gemacht, was es eigentlich heißt Täter/Opfer, ist man nicht sowieso Beides ?
Hatte großes Mitgefühl mit den Opfern, obwohl ich sonst eher das Gefühl habe, auf der Täter-Seite zu sein.
Wunsch, nur im Bett zu liegen, fand es sehr anstrengend hier.
Aus der Aggression wurde eine Depression, eine genervte Depression. Das Zeug aus dem Mörser flog hier durch die Gegend und ich wünschte mir meine Ruhe zu haben. Das ist ein Gefühl, vor dem ich eher Angst habe, ich denke, so will mich keiner haben.
 

V3
Zuerst habe ich Wirbelsäule deutlich und klar gespürt
Bin müde geworden und ruhig
WI., Gefühl, Füße sind in der Luft, nicht auf dem Boden
Schieflage nach links unten abgerutscht, rechts war oben
Schwäche gefühlt, aber eher wie eine Leichtigkeit, nicht Kraftlos
Mund trocken
Viel Hunger
Gefühl, daß Kopf, Rumpf und Beine voneinander getrennt sind (wie das Bild von Kirsten)
Gleichgültigkeit, Monotonie
Fischiger Geruch in der Nase
Leergefühl, es dauert etwas, bis das dicke Stück im Mörser kleingerieben ist und es muß kleingerieben werden.
Traurigkeit und melancholisch, ernsthaft
Gesicht, Gefühl das Gesicht ist versteinert
Kopfschmerzen, dröhnend
Extr., Kalte Füße
Augen, Druck
Extr., Knie fingen an zu pochen
Gefühl, als ob ich einen Helm trage (wie Kirsten)
Mund, Kiefer war richtig fest als ob ich einen permanenten Saugreflex hätte
Wurde immer langsamer, die Zeit verging langsamer
Nackenschmerzen
Nase, Niesen
Sehr im Kopf
Sehr müde
Atmung war nur in der Brust nicht im Bauch
WI., Gefühl jemand wringt mich aus
Nase läuft
Viel herumgekleckert mit dem Milchzucker
Gleichgültig, Gleichmütig
 

V7
Heiterkeit und Lustigkeit am Anfang
Man kann aus tiefen großen Kreisen in kleine Kreise gehen, man kann wechseln
Rücken, Schmerzen unter den Rippen, erst nur auf der rechten Seite
Rücken, Schmerzen im Lendenwirbelbereich, mehr links, als wenn er brechen würde.
Melancholie mit einem Bild v. einer Schildkröte, die schon alt ist und einen langen Weg vor sich hat.
Einsamkeit, Gefühle von Einsamkeit und kein bekanntes Wesen zu finden.
Sie war nicht alleine im Meer, sie war nicht alleine im Meer, aber niemand war wie ich.
Die Suche nach einem verwandten Wesen
Das Meer hat dabei Licht und Glanz verloren.
Die zwei Worte "Schild" und "Kröte" tauchten immer wieder auf.
Bei "Schild" sah ich schwarze, afrikanische Männer, die ein sechs-eckiges Schild hatten
Bei "Schildkröte" alte, weise Frauen.
Die Krieger dienen den alten Frauen und versorgen sie.
Das sind die zwei Potenziale. Das Schild ist nur ein Schutz des zarten und lebendigen Wesens.
Auf meine Frage "Was hat es mit dem Panzer auf sich?" antwortete die Schildkröte: "Wenn die Stürme toben muß man sich absinken lassen! In der Tiefe ist immer Ruhe." Keiner kann im Sturm schwimmen und keiner kann die Richtung behalten im Sturm, außer einem alten Wal. Man muß sich absinken lassen, im Sturm hilft kein Panzer. Man sieht auch nicht, was oben los ist. Absinken und spüren und wenn es ruhig ist und die Sonne wieder scheint, sich wieder orientieren und weiterschwimmen.
So war schon ein Teil meiner Fragen nach dem Panzer beantwortet. Wobei nützt der Panzer? Nützt der Panzer überhaupt?
Rücken, Nervenschmerzen, Hinterkopf, links ( ich kenne diese Art Schmerz sonst auf dem Schulterblatt,, sie sind jetzt wie hochgewandert)(V7 hat Fibromyalgie-Beschwerden)
Appetit, seit Tagen Hunger (ich esse soviel, wie ich wochenlang nicht aß)
 

V8
Mund, Schmerzen (in den vergangenen Wochen), ausgehend vom (linken?) oberen Backenzahn. Sie gingen sie hoch in den Kopf und ich hatte das Gefühl, daß diese Schmerzen vom Darm her rühren.
Der Zahnarzt konnte auch nichts finden, was für mich die Bestätigung war, daß der Darm krank ist, sich unwohl fühlt.
Habe versucht, sehr genau und mit Eifer zu verrühren. Habe den Schildkröten die Frage gestellt, was mit meinem Darm nicht stimmt. Die erste Antwort war, daß ich aus meiner jetzigen Beziehung zu meiner Freundin rausmuß, das ich mich da nicht wohl fühle. Das ich gerne eine Freundschaft, ein Kumpelverhältnis zu ihr hätte, aber das ist nicht das, was sie erwartet. Und das ich ihr das so sagen soll, dass mein Darm sich unwohl fühlt, weil ich nicht aus meiner Haut raus kann, ihr gegenüber und mir gegenüber.
Dann wurde mir noch geantwortet, daß ich mich eher auf eine Sache konzentrieren soll und nicht zuviele Sachen auf einmal machen soll. Und aufhören zu suchen, denn ich habe es schon gefunden und ich solle diese eine Sache machen, an der ich dranbin.
Ich soll mehr Gelassenheit in mein Leben bringen, nicht so perfekt sein. Alles lockerer sehen, das bringt mich schneller ans Ziel.
In den letzten Wochen hatte ich Herzstiche, ich kann dann nicht atmen. Die Schildkröten sagten, ich sei müde und traurig, und daß mein Herz traurig ist und endlich wieder lachen möchte. Ich mußte dann weinen.
Mein Herz ist mit dieser Beziehung nicht einverstanden und möchte aus diesem Zwiespalt raus, daß ich ihr gegenüber die Gefühle nicht aufbringen kann, die sie möchte und erwartet. Mein Herz möchte keine feste Bindung eingehen zur Zeit, es möchte alleine sein. Es fühlt sich nicht eingesperrt, aber so gebunden, so an eine Stelle genagelt. Mein Herz möchte reisen, lachen, ganz alleine sein mit mir.
Dann kam die Frage hoch, wie es meiner Seele geht. Als Antwort kam, daß sie müde ist und daß sie raus möchte, lachen möchte, gestreichelt werden, umarmt werden. Sie möchte gestützt und verstanden, akzeptiert und geliebt werden. Ich sagte dann zu meiner Seele, daß ich da bin. Da bin, um sie zu lieben, zu umarmen, kennenzulernen, verstehen zu lernen. Das ich den richtigen Partner noch nicht gefunden habe, weil ich für die Art der Beziehung, wie ich sie wahrscheinlich führe, keinen Verbündeten finde, da sich die Frauen immer was anders vorstellen. Das ich aber für die Seele da sein kann, das ich verstehe, was sie sucht.
Ich war dann auf einmal total glücklich mit meiner Seele und habe mich verstanden gefühlt und eine innere Zufriedenheit kam hoch. Die Seele paßt auf mich auf und stärkt mich (auch in Bezug zu meiner Tochter Cheyenne)
 

V9
Die Schildkröte wünscht sich Ehrlichkeit von uns, damit Frieden sein kann auf Erden.
Ein Teil meiner Seele ist zu einer alten, wissenden Frau geworden. Es war Säulenartig in der Wirbelsäule lokalisiert. Urvertrauen war da, daß ein Teil von mir da ist, der einfach alles weiß.
Wieder abgeschweift mit den Gedanken in den Alltag. Fühlte mich wie ein kleines Mädchen, was in der modernen Welt herumhopst mit den Gedanken, das war auch sehr schön. Ich habe mich nicht dafür gerügt. Es war in Ordnung, was jung ist, will sich bewegen und geht raus in die Welt .
Beim Reiben in die eine Richtung schwommen die Schildkröten in klarem reinen Wasser, beim Reiben in die andere Richtung war es dunkel, fast schwarz Da hat die Schildkröte uns Menschen gebeten, auf die Gewässer zu achten, weil es ihr Lebensraum ist. Wegen dem verschmutzen Lebensraum sind die Menschen ein großer Feind der Schildkröten.
Allgemein war ich erstaunt, wie schnell die Bewegungen der Mörser waren, alles lief unglaublich schnell.
V10 hat einmal auf das kleine Stück Schildkrötenknochen geschlagen, das hat mich so getroffen. Ich wollte nicht, daß er diesen Panzer klein macht. Es schoß mir sofort in den Bauch, ich habe wahnsinnige Gebärmutterkrämpfe bekommen, ich habe nur noch gefroren und mich gefühlt, als wäre ich in das innerste Zentrum getreten worden.
Ich habe mich zugedeckt, zurückgezogen, jetzt geht es besser
Wärme bessert
 

V10
Mit dem Panzer (Knochen) ging es mir so, wie den anderen. Das Material war richtig hart, es hält etwas aus und es ist wirklich schwer kleinzukriegen.
Immer habe ich mich gefragt, woran das liegt, ob am Pistil, oder an dem Mörser, daß kann doch gar nicht so hart sein. Ist das in Ordnung, wenn ich das Stück jetzt so richtig verreibe und hineingehe?
Dann dachte ich mir, daß es doch letzlich darum geht und das es okay ist und die Schildkröte es sicher weiß.
Gestern nacht hatte ich einen Traum, der so ähnlich war. Das eigentlich alles in Ordnung ist, wie eine Wiedergeburt, wie ein Kreislauf. Der Traum war sehr heftig, so etwas hatte ich noch nie geträumt:
Es fand eine Art Überfall, ähnlich einem Terroranschlag statt. Es wurde etwas niedergemacht. Ein paar Leute sind wo eingebrochen. Es wurde dagegen losgegangen. Ich habe Waffen gesehen und ein Mensch war auf der Flucht. Es war einer, der gar nicht so richtig bei der Sache war, der gedacht hat, er gehört da gar nicht so richtig rein in das Ganze. Es war eine Frau. Irgendwann war sie in einer Art Haus, wie bei der Schildkröte, dort hat sie sich verkrochen, dort war sie beschützt und es war gut. Ich sprach mit ihr. Sie sagte: So passiert alles immer wieder, alles beginnt immer wieder von vorne, wie bei einem letzten Drehtag, wie in einer Illusion. Aber wir können die Dinge verändern, wir haben es in der Hand, immer und immer wieder und die Schlechten sind nicht immer die Schlechten. Dann kam ein Satz: "Es geht um Wiedergeburt und es braucht dir nichts leid zu tun, was du tust." Darum war es für mich dann auch in Ordnung, auf dem Knochen herumzuklopfen.
Mir war kalt, habe ziemlich gefroren
Augen, Kitzeln in den inneren Augenwinkeln
Augen, brennen, ich muß mich dort kratzen
Augen, Am liebsten wollte ich sie geschlossen halten
Rücken, Schmerzen im Nacken, in den Halsgelenken
Gefühl, als wenn man sich immer wieder strecken muß, raus aus diesem Panzer
Gebessert hat, wenn ich den Kopf im Kreis gedreht habe, nicht nach vorne
Es hat geknackt, war fast ganz steif, danach wieder locker
Gefühl, Schädel wie durchlüftet, innerlich leicht, wie ein Schwirren, wie wenn viel Luft durchpfeift.
Hals, Globusgefühl
Hals, Schlucken schwer, sonderbar, komisch
Hals, Kratzen im Hals, welches immer schlimmer wurde
Mußte husten, fast feuchtes Husten
Extr., zittern, Arm, rechts, begann extrem zu
Bild einer Spirale kam immer wieder (auch beim träumen)
Habe eine Muschel mitgebracht, die hat auch eine Spirale
 

V1
Ich war mittlerweile an die Langsamkeit gewöhnt, es hat mir darum kein Kopfzerbrechen gemacht.
Sinne, Empfindlichkeit auf Vibration, die durch die groben Stücke entstanden ist
Es hat mich gestört, daß alles knorpelig und ruppig war und nicht sanft und weich.
Es ist wie die Insel o. das Stück Land, was ich zu meiner Welt erklärt habe als Galapagos-Schildkröte: Kahl, karstig und höckrig
Extr., Die Amputation, die V10 erwähnt hat, hat mich sehr beeindruckt.(V10 hatte vor der Begegnung erwähnt, dass er auf der Hinfahrt im Bus einen Mann mit einem amputierten Arm gesehen hatte.)
Gefühl, es geht um Isolation, um Abgeschnittensein. Ich sah im Bus bei der Fahrt zwei Schwarzen zu wie sie miteinander umgingen. Sie, dies elbst schon fremd in diesem Land sind, erweckten auch noch den Eindruck einander völlig fremd zu sein.
Fremdsein, auch sich selbst Fremdsein
Gefühl, keine Identität zu haben, ich bin ohne Identität
Kopfschmerz, links, über dem Kopf
Gefühl, etwas in meinem Kopf ist nicht richtig, etwas funktioniert nicht, wie es sollte.
Irgendeine Verschaltung geschieht nicht richtig.
Extr., Schmerz, Kniescheibe.
Ich dachte, meine Kniescheibe hat etwas zu tun mit dem Panzer, der Panzer heilt die Kniescheiben.
Plötzlich wurde mir klar, daß ich einen Entschluß gefaßt hatte, als Schildkröte, als ich diese Insel betreten hatte: Das ich nie mehr ins Meer gehe, jedenfalls nicht lange, daß ich an Land bleibe.
Das die Schildkröte vielleicht Menschen helfen kann, die beschlossen haben, in bestimmte Gefühle nicht mehr rein zu gehen (da geh ich nicht mehr rein ins Meer, das ist mir zuviel). Selbst wenn ich hier auf einer karstigen kleinen harten Insel lebe, ist mir das lieber, als nochmal ins Meer zu gehen. Wie trügerisch ist dieser Entschluß.
Ich bekam ein Bild: Ich lasse mich von Dingen abschneiden in meinem Leben, und es ist mir egal.
Ich schaue meinem Leben nur zu, ich lebe es nicht und es ist mir egal. Wie Teile meines Körpers, ich lasse Teile meines Körpers wegschneiden, es ist mir egal.
Große Teilnahmslosigkeit stieg in mir hoch
Gefühl, daß Schmerz eine Art Trunkenheit ist. Das wenn Schmerz nicht richtig viel ist, wenn er nicht richtig brennt, sondern einfach nur immer ein bisschen weh tut, einen so wie trunken macht.
Das ich mich wohlfühle in diesem Belämmertsein durch den Schmerz, das ich mich echt darin einrichten könnte. Dann kann ich mich mit meinem Schmerz beschäftigen und wie ich ihn beruhigen und besänftigen kann und dadurch noch ein bisschen teilnahmsloser in dieser Welt sein kann.
Zur Gruppe habe ich auch so ein Verhältnis: Ich kann euch nicht spüren. Ich bin an euren Schicksalen nicht interessiert. Ich hatte aber erstaunerlicherweise das Gefühl, daß das in Ordnung ist, daß ich mich nicht dafür interessiere, was in euch vorgeht.
Langsamkeit, im Sinne von: "Was meinen die überhaupt?" oder "Was hat sie jetzt gerade geschildert?"

Zu den Tüchern: Normalerweise habe ich immer ein wenig Sorge den Teilnehmern vor dem Seminar zu sagen, daß sie Tücher mitbringen sollen, um die Augen zu verdecken, weil sie dann so sagen: Oh, ein Tuch um mir die Augen zu verbinden! Was geschieht mir da? Dieses Mal war es völlig anders: Ein Tuch soll ich mitbringen, ja schön! Und zum 1. Mal in einer Begegnung bedecken die Teilnehmer ihre Augen mit den Tüchern ganz von selbst. Ich würde mir eigentlich wünschen, ihr würdet alle eure Köpfe bedecken und wir könnten die zwei Tage jeder, jede unter dem Schleier verbringen. Ich würde mich total wohl fühlen, ihr Verschleierten, wenn ich euch nicht sehen müßte.



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