Wie und warum wird jemand Schamane



Wie und warum wird jemand Schamane?

Die Feststellung, daß Jede und Jeder die Fähigkeit zur Schamanin, zum Schamanen in sich trägt, ist genau so richtig, wie die Bemerkung von Joseph Beuys, dem grossen, deutschen Schamanen, der uns darauf hinwies, dass Jede und Jeder eine Künstlerin, ein Künstler sei.
Durch das Ausmass der Begabung und die Intensität der Schulung unterscheiden sich die einzelnen Menschen jedoch in ganz erheblichem Masse voneinander.

Über eine vorhandene Begabung zu schamanischen Tätigkeiten kann nichts gesagt werden, solange nicht versucht wurde diese zu wecken. Selbst in indigenen Kulturen gibt es die verschiedensten Gründe dafür, warum jemand beginnt schamanisch zu arbeiten. Sei es durch Berufung durch die Geister, durch eine schwere Krankheit, die überwunden wurde, durch den Blitzschlag von dem man getroffen wurde, durch schlichte Vererbung oder pures Verlangen nach Kontakt mit geistartigen Wesen und Nicht-Alltäglichen Wirklichkeiten.

Der Religionswissenschaftler Mircea Eliade bemerkt zum Sehnen der Menschen nach Geistigkeit folgendes:
"Alle Mythen, Riten und Legenden lassen sich auf die Sehnsucht zurückführen, es zu erleben, dass der menschliche Körper sich als Geistwesen  verhält, dass die körperliche Seinsweise des Menschen in eine geistige umgewandelt  werde. Schamanen sind Menschen, die sich an ihre ekstatischen Erlebnisse erinnern können."

Nur äusserst selten bringen sich die indigenen Schamanen ihre Techniken selbst bei. Meist werden sie von alten Schamanen angeleitet oder im Traum direkt von Geistern unterrichtet.
Anders als in den meisten traditionellen Gesellschaften werden die westlichen Schamanen in der Regel von mehr als einem Lehrer ausgebildet und nur sehr selten durch Geister im Traum. Sie lernen durch die einzelnen Lehrer therapeutische Vorgehensweisen und Techniken verschiedener Kulturen kennen. Die Ausbildungszeit ist sehr variabel, unterscheidet sich jedoch bei erfahrenen Behandlern wenig von derjenigen traditioneller Schamanen.
In der Regel besitzen Schamanen in unserer Gesellschaft eine zusätzliche Ausbildung als Heilpraktiker, Psychologe oder Arzt. Seit kurzem ist es jedoch aufgrund der Gesetzgebung für Geistheiler, auch Menschen ohne anatomisch-pathologische Ausbildung möglich schamanisch tätig zu sein.

Im Vordergrund aller Überlegungen steht immer die Heilung des kranken Menschen oder Tieres. Das vorschnelles Ablehnen schamanischer Heilungsmethoden in einer Industriegesellschaft ist dabei genau so hinderlich, wie die Absenz vernünftiger chirurgischer Versorgung in der dritten Welt. Hilfreich wären wie immer Spezialisten mit grosser Erfahrungskompetenz (doch auch diese müssen irgendwann beginnen) und der Bereitschaft zur intertherapeutischen Zusammenarbeit.
In diesem Sinne ist "Ganzheitlichkeit" ein Raum den wir erst noch betreten werden.

Sven Sauter - Frühjahr 2005
 



Ich danke der Erde, dass Sie mich trägt
Ich danke dem Himmel, dass Er sich über mir wölbt
Ich danke dem Himmel, dass Er mich trägt
Ich danke der Erde, dass Sie sich über mir wölbt
 
 
 
 

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