Die Kreuzspinnen, welche bei dieser Begegnung verrieben wurden stammten aus Berlin und aus einem Moor in Westfalen. Die Spinnen aus dem Moor wurden mir von Kristin Bölsterli, die sie dort gefunden hatte, geschenkt. Dafür möchte ich mich hier nochmals sehr bedanken.
Es wurden weibliche und männliche Spinnen verwendet.
Substanz: Kreuzspinne
Begegnungs-Datum: 30/31.08. 03
Begegnungs-Ort: Berlin
Begegnungs-Status: Unblind
Beteiligte: 14 Verreiber/innen = 8 Frauen (V2, V3, V5, V7, V9, V11, V12, V14) + 6 Männer ( V1, V4, V6, V8, V10, V13)
Autorin: Charlotte Rob
Textstatus: Tonband-Protokoll
Träume im Vorfeld der Begegnung
V11
Sonst habe ich keine wiederkehrenden Träume, aber
ein Traum kehrt immer wieder, er ist ganz schrecklich: Mir fallen die
Zähne aus, sie sitzen ganz locker. Neben dem, daß es schrecklich
ist, wenn einem die Zähne ausfallen, konnte ich nicht mehr richtig
sprechen
V9
Ich bin mit meinem Vater im Gang eines Krankenhauses,
wir warten auf jemanden, der im OP liegt. Da bekomme ich mit, daß
wir auf meine jüngere Schwester warten, die operiert wird. Es ist
ganz scharf an der Grenze, es ist nicht klar, ob sie überlebt.
Da sehe ich ihr Gesicht und sie sieht mich an und ich denke: Jetzt hat
sie es geschafft ! Sie richtet sich ein wenig auf und kippt dann aber
seitlich weg. Da mußte ich sofort einen Arzt rufen, daß ihr
jemand hilft, was ziemlich schwierig war in der Hektik des OP-Saals. In
dem Moment, wo ich jemanden gefunden hatte, hörte der Traum auf.
V1
Ich habe von einem KZ geträumt, in dem ich Gefangener
war. Es gab dort einen Mitgefangenen, mit dem
ich mich sehr tief verbunden fühlte. Es wurden immer wieder einzelne
Gefangene deportiert und das war das Schlimmste, was einem geschehen
konnte. Zum Schluß hat es auch mich erwischt und ich zerschnitt
ein Buch in zwei Teile, um mir daraus Schuhe zu machen für den Weg
zum neuen Lager und ich richtete den Ausguß meiner Teekanne in die
Richtung des Lagers, zu dem ich gebracht werden sollte, sodaß mein
Mitgefangener mich später finden konnte.
Im zweiten Teil der Nacht träumte ich von einer
Hündin, der ich lernen mußte, wie man über einen Zwinger
klettert. Sie hat sich erst sehr davor gefürchtet, weil er nur
aus Maschendrahtgitter bestand. In dem Zwinger hat sich immer dasselbe
Bild abgespielt: Ein alter Deutscher schlägt zur Strafe auf seinen
Hund ein.
V2
Ich begegne ganz verschiedenen Menschen aus
meiner gesamten Lebenszeit gleichzeitig im Traum. Leute, mit denen
ich zur Volksschule ging, Leute, mit denen ich Abitur gemacht habe usw.
Es ging die ganze Zeit in der Biografie vor und zurück. Ich wartete
in einem Postamt in der Schlange, daß ich endlich drankam. Die
Postbeamtin hatte sich von mir einen Löffel ausgeliehen, um ihr Essen
zu essen und gab ihn mir nicht zurück. Gleichzeitig wußte ich,
daß ich, daß ich dadurch verspätet zur Substanzbegegnung
kommen würde (Einige Teilnehmer verfahren sich am Morgen auf dem
Weg zur Substanzbegegnung bzw. waren die gewohnten Wege versperrt.. Auch
bei den schamanischen Reisen in die Unterwelt war es nicht möglich,
die gewohnten Wege zu benutzen. Auch die Erinnerung für Strassennamen
und Hausnummern ist gestört.
V12
Ich habe seit Anfang Mai nicht mehr mit meiner Mutter
gesprochen und ich habe heute Nacht geträumt, daß ich mich mit
ihr versöhnen soll. Ich erinnere mich daran, daß es im Traum
ganz einfach und natürlich war und ich mir dachte, natürlich
versöhne ich mich. Dann bin ich aufgewacht und dachte: Nein, überhaupt
nicht !
V14
Ich habe erst gestern abend erfahren, daß ich jetzt
doch noch an der Substanzbegegnung teilnehmen kann, weil eine andere Teilnehmerin
krank wurde. Heute Nacht habe ich dann geträumt, daß ich V1
anrufe, um ihm zu sagen, daß ich jetzt kommen möchte, ob das
okay ist. Das war aber nicht möglich. Da habe ich gedacht, ich fahre
mit dem Fahrrad zu ihm, um ihm das selber zu sagen. Da wo er gewohnt hat
sah es so aus, wie da, wo ich aufgewachsen bin. Da habe ich V1 dann getroffen
und er hat gesagt: Ja, das ist schon okay ! Ich frage ihn, ob ich mitfahren
kann und er sagt: Ja, aber jetzt gleich und wartet nicht auf mich. Da frage
ich jemanden aus meiner früheren Klasse, ob er mich mitnimmt. Der
fragte mich daraufhin nur, ob ich ein Glas Wein wolle. Da habe ich das
Gefühl, okay, ich muß da jetzt alleine hin, fühlte mich
aber ein wenig beklommen, weil ich dachte, da ist eine geschlossene Gruppe
und ich bin eigentlich nicht so erwünscht (Einige Teilnehmer hatten
im Vorfeld der Begegnung Verlassenheitsgefühle oder das Gefühl,
ausgeschlossen zu sein). Mit diesem Gefühl bin ich dann auch erwacht.
Als ich wach war, hatte ich die ganze Zeit das Gefühl, ich schaffe
das jetzt nicht.
V10
Ich habe von einer großen Spinne geträumt,
die ich einfangen sollte, dazu hatte ich eine große Glasschüssel.
Irgendwann ist es mir dann auch gelungen, sie zu fangen, da hat sie sich
aber durch die Schüssel hindurchgebissen und mich in die Hand gebissen
und ist entwichen.
V8
Ich war im Traum in einer Gruppe wie hier und wir wollten
die Spinnen befragen zu einem Thema. Da sprang mich eine an, ich habe
sie gepackt, auf den Boden geworfen und erledigt.
Es kam in mir ein Verlangen, sie zu töten auf.
Einige Tage vorher habe ich von einer Spinne geträumt,
die mir in Form der Göttin Kali erschien. Ich hatte das
typische Gefühl, daß mich etwas übermannt und ich ziemlich
hilflos bin und eigentlich nichts machen kann. In diesem Traum lebte
ich in Indien in einer ganz armen Gegen und die Göttin nahm
mich mit in ihre Hütte. Als ich mich da hinsetzte, hat sie mich von
hinten mit ihren Armen umfangen und mich in den Nacken gebissen.
Dann hat sie mir ihr Zunge tief zwischen die Muskeln gesteckt. Ich hatte
dabei das Gefühl, das Einzige, was ich machen kann ist, mich hingeben.
Von der Spinne ging überhaupt kein Gefühl von Hass oder Wut aus,
sondern etwas sehr liebevolles. Auch so etwas im Sinne von "es gibt Sachen,
die einfach gemacht werden müssen" . Ich hatte das Gefühl,
selbst wenn ich durch diesen Biß sterbe, bin ich doch noch geschützt,
es war ein ganz eigenartiges, konträres Gefühl. Als sie mir die
Zunge zwischen die Muskeln und Knochen schob, fühlte ich mich geborgen.
Als eine Gruppe von Leuten vorbeiläuft, legt sie einen schützenden
Mantel um mich, damit niemand die Nacktheit und Verletzlichkeit sieht,
in die sie mich gebracht hat.
Schamanische Reisen
V2
Ziemliche Widerstände beim Runtergehen in die
untere Welt. Mein Krafttier, der Panther wollte überhaupt nicht
der Spinne begegnen und fragte: Muß das jetzt sein ? Ich spüre,
der Panther ist der Spinne unterlegen, sie ist größer und
mächtiger als er. Er hat einen großen Respekt vor ihr. Im
Laufe der Reise wurde der Panther zum Gecko Mein anderes Krafttier,
das Pferd, welches sonst voller Energie ist, war auch ganz befremdet und
beeindruckt, als ich ihm sagte, daß wir heute die Spinne treffen
werden, er hatte großem Respekt und war ebenfalls kleiner
wie sie.
Dann kam die Spinne und sie drehte sich im Kreis parallel
zu den Trommelschlägen der Trommel, die während unserer Reise
von V1 gespielt wurde. Ich drehte mich mit und mir wurde davon schwindelig
und übel. Am Ende der Reise war ich dann ziemlich traurig.
V13
Ich hatte auch die Schwierigkeit, daß der gewohnte
Weg in die Unterwelt verlegt war und ich einen anderen finden musste. Ich
kam dann auf einem breiten Stoppelfeld an, auf dem weit und breit nichts
war. Als ich dann an einen Waldrand kam, merkte ich, das es ein
Spinnenwald ist, indem ein Geheimnis auf mich wartet und plötzlich
war neben mir eine riesige Spinne, mehrere Meter hoch. Die setzt sich auf
mich und anders, als ich dachte, fühlte es sich sehr kuschelig
an. Ich fühlte mich geschützt und gewärmt. Ihre Beine um
mich her fühlten sich an, wie ein Zaun, der mich beschützt. Dann
ließ sie mich irgendwann los und ich bin weitergegangen. Als ich
dann hinter mich guckte, sah ich aus meinen Fußstapfen überall
kleine schwarze Spinnen hervorkriechen. Jedesmal, wenn ich meine Füße
hob, kam aus meinem Fußabdruck kleine Spinnen hervor. Die kleinen
Spinnen hinter mir sahen aus wie die Kondensstreifen eines Düsenjägers.
Alles geschah ganz langsam. Ich habe mich gefreut über die kleinen
Spinnen.
V4
Auch ich hatte Schwierigkeiten, in die Unterwelt zu
kommen. Zum Schluß kam ich dann aber in meiner gewohnten Gegend
an. Mit meinem Krafttier ging ich dann zu einer Höhle, die von einem
riesigen Netz versperrt war. Dann kam eine Spinne und ich habe ihr zwei
Fragen gestellt, die sie mir dann auch beantwortete. Danach begann sie
mit ihrem Leib im Rhythmus der Trommel zu wippen. Da hat mein Krafttier
auch begonnen zu wippen und letztendlich ich selbst und so haben wir zum
Schluß alle getanzt. Das war ein sehr schönes Gefühl.
Das Gefühl, man konnte nichts falsch machen. Ich mußte
mich richtig zwingen, mich zu verabschieden.
V14
Ich bin hinunter und wollte mein Krafttier, eine helle,
große Spinne antreffen. Als ich jedoch in der gewohnten Unterwelt
ankam war da nichts und ich spürte, daß ich noch viel tiefer
herunter muß und dort traf ich sie dann auch. Ich hatte ganz
tief das Gefühl, sie ist sehr mächtig und sie wird mich beschützen.
Dann stand plötzlich eine große, fette, schwarze Spinne vor
mir und ich hatte richtig Angst. Diese Spinne hat mich dann ständig
umkreist und ich hatte immer mehr Angst, bis ich mich dann wieder an die
andere helle Spinne erinnerte.
Da ging die schwarze Spinne dann zwar ein Stück
von mir weg, aber auf einmal waren Massen von schwarzen Spinnen da.
Ich habe große Angst bekommen und bin näher zur hellen Spinne
hin, dort war es dann erstmal okay. Mein Gefühl dabei war: "Ich
muß klar sein, ich muß klar meine Wünsche ausdrücken.
Ich muß klar mit ihnen reden." Aber ich konnte nicht,
es war alles so verschwommen. Ich spürte, daß die Spinnen darauf
warten, daß ich klar werde, was ich aber lange Zeit nicht konnte.
Plötzlich ist da ein See zwischen uns entstanden. Mit Hilfe dieses
Sees konnte ich dann auf einmal auch ganz klar sagen, was ich von ihnen
will, was ich mir wünsche. Ich hatte das Gefühl, sie werden
mir helfen. Dann hat mich meine Spinne umarmt und es war ganz warm, geborgen
und liebevoll. Ich hatte weiterhin das Gefühl, daß die schwarzen
Spinnen sehr mächtig sind, aber wenn ich klar bin und genau sage,
was ich will, dann ist es okay.
V7
Ich bin leicht in die untere Welt gekommen, bin
in einem ganz schwarzen Raum gelandet, wo ab und zu etwas aufgeblitzt
hat und nur dann konnte ich weiterlaufen. Mein Helfer ist
Spiderman, der war dann da und auf einmal merkte ich, wie eine riesige
Spinne auf meinem Kopf saß und begann, meinen Kopf aufzumachen und
mein Gehirn aufzuweichen und rauszusaugen. In dem Moment habe ich richtig
Angst bekommen, ich habe noch nie in einer Trance soviel Angst bekommen
und richtig nachgedacht, ob vielleicht so eine Trance auch gefährlich
sein könnte und das Spiderman mir ja vielleicht garnicht helfen kann.
Dann nahm ich wirklich ein Krabbeln wahr, als ich hinfasste, war da aber
garnichts, ich merkte, wie ich innerlich gezittert habe. Dann wurde es
plötzlich wieder ruhig und es war, wie wenn eine leere Hülle
wegfällt. Ich sah mich dann umfallen und wußte es ist okay,
V1
Ist mir in dieser Reise übrigens auch passiert.
Ich hatte auch Mühe in die untere Welt zu kommen. Ich habe
es nur dadurch geschafft, indem ich mich bedingungslos hineingeschmissen
habe in so eine Spinne, in ihren Leib und dann war es auch gut.
Erst habe ich meinen Vater getroffen, als völlig
mumifiziertes, gut präpariertes Opfer, alles war getragen von
so einer milde Süße. Mein Vater hat gelacht: "Mein Gott
es ist halt so gekommen". Ich fragte: "Und wie kam das ?" Er hat
mir dann ein Bild gezeigt von einer Heidelandschaft, warm und trocken.
Wir beide lagen da, unter den Spinnennetzen und hatten großen Spaß
daran, mit den Gesichtern hochzukommen und das Klebrige der Netze zu
fühlen. Und er hat gesagt:"Es war einfach viel zu schön, es war
einfach viel zu schön !"
Dann habe ich eine Spinne gesehen, die mit einem Hund
Sex hatte. Der Hund hat gesagt: "Das ist mir jetzt aber zuviel, all
die Arme, nein, nein !" Dann habe ich zwei Hunde gesehen, die Sex
hatten mit einer Spinne und das sah wirklich toll aus ! Hunde
und Spinne haben mir gesagt:"Wir sind Teil der Sonne, vergiß es nicht
! Was wir hierher bringen ist Teil der Sonne, Teil des Sonnenlichtes."
Dann habe ich meine Mutter und meine Großmutter
gesehen, sie hatten ein Netz und haben mir sofort die Arme ausgerissen.
Ich war dann eine kleine Spinne. Sie saßen in einem Riesennetz und
waren immer so freundlich: "Ach mach dir keine Sorgen, wir kümmern
uns schon um dich, du brauchst doch diese Arme garnicht!"
Ich habe dann gesagt: "Ihr mußt wirklich zu mir
gucken" und sie haben gesagt:"Ja, ist doch kein Problem, mach dir doch
nicht soviele Sorgen, wir fressen dich jetzt einfach ein bisschen."
V12
Wenn du das erzählst werde ich wütend
und ich weiß nicht warum.
Ich hatte eine Reise, die sehr sehr konfus war. Die Spinnen
waren für mich nicht erkennbar, obwohl ich wußte, daß
ich in ihrem Reich bin. Die Ersten, die ich erkannte waren völlig
abweisend, sie waren so groß, daß ich immer nur Detailausschnitte
sehen konnte, harte Panzer, die sich von mir abgewandt haben und zu mir
sagten: "Du bist nicht auf unserer Augenhöhe" und die ihre Macht
ausgespielt haben.
Deshalb habe ich vielleicht bei deiner Geschichte so
reagiert, weil es diese Macht der Spinne war, die ich gespürt habe.
Ich habe zwar meine Schlange dabei gehabt, die
hat eine Art Aura, Glocke um mich gemacht, wenn die Spinnen mir etwas tun
wollten. Ich wollte ihr auf Augenhöhe begegnen, mit ihr sprechen,
aber sie hat sich total verweigert. Ich habe meine Mutter gebeten, mir
zu helfen. Daran war aber nicht zu denken. Außer der Schlange,
die sehr sehr stark war, war niemand dazu in der Lage. Sie haben mir gezeigt,
wie jämmerlich ich da bin, wie ausgeliefert, nicht süß,
sondern verloren.
Ich habe eine große Wut über eine Teil
in mir selbst, mich so einfangen zu lassen und das auch zu geniessen, daß
man beherrscht wird.
V8
Ich bin leicht in die untere Welt gekommen, bin direkt
als Spinne in einem Spinnennetz gelandet. Es war ein gutes Gefühl,
es war meine Welt, die habe ich geschaffen, hier bin ich der Chef.
Während der Reise ging es im Grunde um zwei Hauptgefühle:
Verbunden sein mit meinem allertiefsten Inneren und
aus diesem Gefühl heraus zu handeln, sobald ich aber davon weggehe
kamen Bilder und Ur-Ängste, vernichtet zu werden.
Ein Bild: Ich bin diese riesige Spinne im Netz und voll
von mir überzeugt. Plötzlich gerät es ins Wanken, ich
werde übermütig und komme aus dieser Mitte heraus und das ganze
Bild wird zerfressen von einer anderen Spinne. Und später kommt dieselbe
Situation nocheinmal, da bin ich nicht mehr die Spinne, sondern bin
selber das Opfer, bin eingesponnen.
C1
V3
Es stieg ein übler Geruch aus dem Mörser auf,
wie ein Nebel, der mir in die Nase geschossen ist und der die ganze Zeit
blieb. Die Spinne hat mir ein Netz gesponnen, in dem ganz viele Standbilder
waren, die gewisse Entscheidungen beinhalten. Ich hatte sehr viel Unruhe
und Hektik, auch ein leichtes Drücken auf einige Stellen am Kopf,
der Druck war immer noch da, blieb die ganze Zeit. Mir war kalt und ich
war müde, hatte beim Verreiben in die andere Richtung dann Gänsehaut.
Sah eine Gottesanbeterin, die das Spinnennetz zerstören möchte,
die mit ihren überlangen Armen hineinpiekst und in dem Moment selber
hineinfällt, eingepuppt und mumifiziert wird. In dem Moment kam
ein wohliger, süßer Geruch auf.
Dann habe ich nach der Spinne an sich gefragt. Sie hat
mir gesagt: "Absolute Unabhängigkeit". Die Spinne kann
sich ja überall und jederzeit ihr Haus bauen, sie ist Meisterin
des Feinbaues, eine Kannibalin, lautlos und ein Mumifizierer. Mit so
einem komisch gemischten Gefühl bin ich aus der C 1 raus.
V5
Ich habe den Spinnen erstmal gedankt, daß sie ihr
Leben dafür gegeben haben, daß wir sie hier verreiben können.
Sie ist mir dann auch auf den Kopf gegangen.
Es war härter und fordernd bei jedem weiteren Mal.
Gefühl, ich muß hart reiben, nicht aus einem Gefühl
der Zerstörung heraus, sondern weil es so besser ist.
Zuletzt wurde es dann harmonisch.
Für mich stand im Vordergrund den Kontakt
wieder aufzunehmen.
Ich hatte bei der Reise gefragt, ob was ist und da hat
sie einfach nur gesagt: Ich bin da !
Im Zusammenhang mit einer Visionssuche habe ich früher
mal gesehen, daß es unterschiedliche Ausdrucksformen der Spinnen
gibt, sowohl positiv, wie auch negativ.
Negativ ist es wie wenn jemand dir eine Saugglocke
aufsetzt. Das ist der Spirit, der negativ arbeitet
V9
Die Reibe-Geräusche hier im Raum habe ich empfunden,
wie einen Maschinenpark, einen Raum ohne Menschlichkeit, nur mit Eisen
und Maschinen.
Dann ist das Bild gekippt, da hat mein Körper sich
aufgelöst und ich habe mich in einer anderen Welt befunden. Hatte
nur noch dieses süße Gefühl, mich aufgelöst zu
haben, weg zu sein. Dieser Maschinenpark hat mich dann nicht mehr berührt,
ich war weit weg davon.
Dann mischten sich beide Bilder und gingen ineinander
über.
Ich empfand dann nur noch ein angenehmes Beschäftigungsgeräusch,
ein Geräusch, wo es um´s Arbeiten, nur um´s Arbeiten
geht, wie in einer Bäckerei o.ä.
Der Gedanke eines Netzes der Freundschaft kam mir,
ich dachte, er ist total das Gegenteil von dem, was die Spinne mit ihrem
Netz macht. Da fangen sich die Opfer. Das fand die Spinne,
nachdem ich sie fragte, aber nicht schlimm.
Beim Links-herum-Reiben tauchte meine Mutter
auf. Beim Rechts-herum-Reiben mein Vater. Die Spinne
hat mir einige Sachen über meine Kindheit erzählt und warum ich
jetzt so bin, wie ich bin. Ich habe ihr Fragen gestellt und sie hat jeweils
nur mit einem Satz geantwortet, mit dem war klar, was gemeint ist. Es
ging darum, wie ich wieder in einen Kontakt zu meiner Mutter kommen kann,
da habe ich auch Antworten bekommen.
V1
Ich war im Bauch meiner Mutter, sofort und habe
mich so als leuchtendes Kind in diesem Zwiebelschalenbauch gesehen. Es
war sehr schön. Ich dachte, Spinne ist ein Mittel für Rebirthing-Therapeuten,
dann begreifen sie, was sie machen, das Thema ihrer Arbeit: Man kommt
durch die Spinnen nochmal zur Welt.
Dann hing ich an einem Baum kopfüber an einem
elastischen Seil, der Wind bewegte diesen Baum, es war sehr schön,
meine Mutter lachte unter dem Baum und war auf einmal der Baum selbst und
ich dachte: Das darf nicht wahr sein! Diese sich bewußt werden, daß
die Mutter der Baum ist an dem man hängt.
Dann habe ich in jeder Pflanze, in jedem Baum meine Mutter
gesehen. Meine Mutter ist überall in dieser Welt und so fern mir
meine Mutter ist, so fern wird mir diese Welt bleiben.
Das war für mich eine wichtige Erkennntis. So fern,
wie wir der Mutter sind, so fern wird uns diese Welt erscheinen.
Dann kam ein Hinweis:"Es ging zu schnell, du hast
etwas vergessen, als du zur Welt kamst." Also Frage ich, was hilft
mir denn, mit meiner Mutter in Kontakt zu kommen ?
und ich bekomme die Antwort: Nimm die Pflanzen !
Zuletzt kam, daß es um Abstand, um Vererbung geht.
Es geht um Minderwertigkeiten, persönliche, aber auch Kollektive.
Es geht darum, als Schwarzer in einer weißen Kultur zu leben oder
als Indianer in einem Reservat, um solche Geschichten. Wie können
wir uns vor dieser Erblast, oder vor dieser Erblast, die man uns andichtet,
uns aufstülpt befreien ?
Spinnen haben da Antworten, daß wir in die Individualität
kommen, daß wir uns nicht weiter als minderwertig, sei es im Persönlichen,
sei es im Kollektiven empfinden.
V4
Es war ein sehr unangenehmes Gefühl in diesem kleinen
Mörser den relativ großen Spinnenkörper zu verreiben und
sofort kamen mir Bilder von zerfetzten Menschen. Als ich die einzelnen
Gliedmaßen der Spinne im Milchzucker sah kamen mir Bilder von einer
Halle voll toter Körpern, wo noch die Gliedmaßen rausragten.
Auch der Geruch stieg auf und ich hatte das Gefühl,
diese Menschen auch zu riechen. Ein Unwohlsein stieg auf, fast Übelkeit.
Es kamen Bilder vom 11. September 2001, weniger die Bilder,
als ein Gefühl von Angst und Verzweiflung. Auf meine Frage,
was das mit mir zu tun hat, kamen Bilder von zu Hause, von Situationen,
in denen ich mich ähnlich gefühlt habe, wie beim Ansehen dieser
Bilder (vom 11.Sept.) wo ich mich unfähig gefühlt habe etwas
zu ändern, wo ich mich wie in einem Netz gefangen fühle, aus
dem ich raus will, aber immer weiter einspinne. Hatte dann die Botschaft:
Spinne ist Täter und Opfer.
Dann hatte ich einen Konflikt zwischen meiner Mutter
und mir vor Augen und die Spinne sagte mir, ich solle aufhören
stur und starr zu sein, sei flexibel, passe dich deiner Umgebung bzw. den
Umständen an, zeige klar, was du willst oder nicht willst, aber überstürze
nichts, es gibt für alles einen Zeitpunkt.
V14
Mir fällt noch ein, daß ich am Schluß
das Gefühl hatte, Knochen zu verreiben. Es war aber nicht unangenehm,
es war wie von sehr alten Vorfahren.
V2
Das gleichzeitige Verreiben empfand ich wie ein einheitliches
Geräusch im Raum, welches aber aus vielen individuellen Teilen besteht.
Es war auch ein einheitliches Maschinengeräusch, bei dem aber jedes
einzelne Teil genau im Klang zu unterscheiden war.
Es hatte etwas mechanisches, metallenes, wie Rotorenblätter,
die zusammen ein Getriebe bilden. Wir sind einzelne, verschiedene Blätter
einer Maschine, die zusammenlaufen wie einziges riesiges Getriebe, wo man
die einzelnen aber immer noch wahrnimmt. Wir sind eine Fabrik, die etwas
herstellt. Wir spinnen unermüdlich. Fühlte mich beschützt
und konnte mir zum ersten Mal eine Spinne vorstellen, die umsorgend ist,
nicht bedrohlich und ekelig.
Hatte von mir das Bild einer Frau in einem Dorf in
Afrika, die dort ihr Getreide im Mörser rieb, im Hintergrund hörte
ich Trommelmusik. Fühlte mich mütterlich, gebend, großzügig,
kraftvoll und potent.
Aus der Fabrikhalle wurde dann eine Weberei, das metallene
Geräusch der Rotorenblätter verwandelte sich in ein feines, surrendes
Geräusch vieler Spindeln. Der Ton wurde weich, wie singend und melodisch.
Es sind lauter einzelne Spindeln hier, die zusammen ein Ganzes spinnen.
Die Geräusche der Pistille in den Mörser erschien
mir wie der Ton, den der erste Schritt mit Bergschuhen in den frischen
unberührten Schnee hervorruft. Wie ein Knarren, es war sehr schön.
V10
Mir kommt meine ehemalige Partnerin in den Sinn, die
mich öfters so richtig hart gebissen hat, wenn wir miteinander geschlafen
haben. Ansonsten denke ich an den Abspaltungsprozeß von meiner
Mutter, der im Moment gerade ziemlich stark im Gange ist.
Ich empfand ein heimliches Vergnügen daran, die
Spinnen zu zerreiben.