Perle
C 2 Fortsetzung
V6
Ich war sehr erstaunt, es ging sehr sehr schwer und stockend.
Ich hatte das Gefühl, ich bearbeite Metall, das Geräusch
war so, als ob ich in der Eisenbahn sitze und der Zug fährt gleichmäßig
über den Gleisen dahin.
In diesen Schüsseln ist beim letzten Seminar eine Spinne verrieben
worden, stimmt das? Ich hatte immer den Eindruck, daß läuft
noch eine schwarze Spinne in meinem Mörser herum und als ihr vorhin
von dieser Verreibung gesprochen habe, hat es mich sehr gegruselt. Ganz
klar, sie hat ihren Schrecken, der löste sich dann auf und ich
kam in dieses Mutterthema hinein. Es kam dann ganz klar ein Satz, ohne
das ich eine Frage gestellt hätte: Bisher habe ich die Sexualität
meiner Mutter gelebt, jetzt lebe ich meine!
Jetzt spüre ich meinen Unterleib, der ist nicht mehr leer, da
füllt sich etwas.
Wo ist die Backschüssel meiner Mutter? Ich backe sehr gern und
habe früher oft mit meiner Mutter gebacken und fragte mich,
wieso ich keine irdene Backschüssel zu Hause habe. Es verbindet mich
damit etwas sehr Elementares, Nährendes und ich muß so eine
Schüssel wieder haben. Das führt mich zurück zu meiner Mutter
und das ist etwas ganz Kostbares für mich.
V7
Bei mir ging es auch schwer.
Hatte Rückenschmerzen im mittleren BWS-Bereich (auf L3-4-5)
links und Ohrenschmerzen links.
Für mich stellte sich dann wieder diese Feierlichkeit ein in der
Gruppe, wie zu Beginn.
Es war ein feines, silbriges Leuchten im Raum.
Jeden empfand ich als sehr hingebungsvoll.
Es kam dann ein Pflichtgefühl, daß ich weiter reiben muß.
Bin da hinein, das hat mich ans Tauchen erinnert, wenn einem die Luft
ausgeht und man jeden Schwimmzug gegen dieses Luftverlangen ankämpfen
muß.
Geräuschen waren wie schmieden, härter.
Am liebsten hätte ich aufgehört und geschlafen, der Widerstand
wurde immer größer.
Dadurch wurde ich dann am Schluß aggressiv, habe mich gesehen,
wie ich mit dem Pistill den Mörser kleinschlage, das Pistill fiel
mir dann in den Mörser mit einem lauten Knall.
Es kam dann ein Bild zum Thema ÑVerletzungenì und das Verurteilen des
Verletzenden. Die Antwort war, daß es einen nicht weiter führt,
wenn man den, der einen verletzt verurteilt. Das es um bedingungloses
Lieben geht. Das die Verletzung nur dadurch geheilt werden kann.
Plötzlich hatte ich ein Bild von mir am Mittelmeer an einer Steilküste,
stehe an meinem Haus und bin eine Mutter, die Teig rührt. Das war
sehr schön.
V10
Ich würde immer müder, empfand ganz viel Schwere.
Der Mörser wurde zu meinem Beckenboden, den ich rieb. Es wurde
mir klar: das ist hier ein weibliches Thema, es geht um einen weiblichen
Weg. Der Verstand will verstehen, zielgerichtet sein, während
das Herz will einfach nur Mitgefühl verströmen. Das ist einfach
eine andere Ebene.
V1
Es fällt mir schwer, den Schmerz zu ersetzen, ich finde nichts.
Krebs fällt mir ein (die Krankheit), der carcinosine Mensch,
der ständig so hilfsbereit ist, der ständig alle Schmerzen auf
sich nimmt, der zu allen Kompromissen bereit ist, aber dann, wenn
man ihm das Steuer überläßt, gnadenlos manipulativ bestimmend
wird.
Es ist erstaunlich, daß Menschen, denen Carcinosin hilft,
einerseits die Bescheidenheit selbst sind. Mit diesem völligen Verzicht
auf den Kampf und in dem Moment, wo man einen geschützten Raum öffnet
und sagt: Jetzt mach du mal, da legen sie los und werden zu kleinen Tyrannen.
Wieso die Traurigkeit, wieso habe ich sie so lange schon als meine
Begleiterin gewählt ?
Weil ich vermute, daß sie mich vor Beliebigkeit schützt.
In dem Moment, wo ich über Traurigkeit oder den Schmerz eine gemeinsame
Kommunikationsebene finde, stellt sich immer eine Sicherheit ein, nicht
beliebig zu sein, nicht so schnöde, arrogant sich über Dinge
hinwegzusetzen. Dies beinhaltet jedoch auch eine Täuschung.
Dort, wo die Beliebigkeit am meisten verletzt ist in der Sexualität.
Wenn man spürt, daß Menschen mit uns beliebig umgehen oder daß
wir beliebig umgehen mit Menschen.
Meine Frage war: Wie kann ich an Sicherheit herankommen ? Die Antwort
war: Vorsichtiger Kontakt und Feierlichkeit.
In unserer Kultur begegnen wir dem Feierlichen oft mit einer Zynik,
weil sie oft eine Falschheit hat. Beim weihnachtlichen Familienfest die
Abmachungen, wann man Oma holt und wann sie auf jeden Fall wieder weg sein
muß usw.
Gleichzeitig mißtraue ich auch der esoterischen Feierlichkeit
von gewissen Tempeln, ich mag die Feierlichkeit, die wir hier haben.
Es scheint damit zusammenzuhängen, daß jede/r bei sich ist
heute.
Die Spinne sagt: Komm zu mir mit deinem Schmerz, ich übernehme
die Verantwortung dafür, denn ich habe diese Welt mitgebaut und auch
den Schmerz in ihr.
Die Perle sagt: Laß ihn los, ich helfe dir, ihn zu ersetzen.
Wie muß der feierliche Raum beschaffen sein, daß er
mich wirklich interessiert, das er wahrhaftig ist?
Ich dachte, ich möchte gern wieder mehr Feuer machen, früher,
als ich gehütet habe, habe ich immer Feuer gemacht, es ist schön,
sich mit Menschen zu treffen, einfach draußen zu sein, in der Nacht
zu sein um ein Feuerchen. So könnte vielleicht ein feierlicher Raum
entstehen, der glaubhaft ist.
V11
Langsam komme ich hier wieder an, habe mich ständig gefragt: Wer
bin ich überhaupt, was will ich hier überhaupt?
Es war wie in einem Raum, dazwischen, zwischen der Welt zu sein und
völlig transparent in all das eintauchen zu können, was mich
umgibt.
Habe mich gefragt, was das alles soll, warum ich überhaupt schreibe,
wer bin ich überhaupt, die da schreibt?
Meine Frage am Anfang war: Wie entsteht aus dem tiefsten Schmerz, der
tiefsten Traurigkeit die tiefste Freude? Die Antwort war: Es geht darum,
den Punkt in mir zu finden, wo alles sein darf in Frieden. Es geht um Bewußtsein,
daß ich all diese Gefühle in mir trage, sie jedoch in Harmonie
miteinander sein dürfen. Es war eigenartig, im Kontakt mit meiner
Traurigkeit zu sein und gleichzeitig die Freude und Leichtigkeit in meinem
Herzen zu spüren, es war parallel fühlbar.
Die Freude war wie Balsam für die Traurigkeit.
Ich rutsche dann immer ins Kollektiv hinein, habe gespürt, daß
wir Menschen gut darin sind zu verdrängen, nicht zu fühlen und
wir brauchen den Schmerz, weil er uns daran erinnert, daß wir vergessen
haben, daß aus dem tiefsten Schmerz die tiefste Freude entsteht.
Die Perle ist das kosmische Gesetz, eingebunden in das Naturgesetz
und dieses hilft ihr, zu wachsen und eine Perle zu sein.
Oft begebe ich mich auf Wege, die mich weit davon entfernen und der
Schmerz führt mich immer wieder in den Kern zurück. In der Peripherie
glaube ich immer Freude und Leichtigkeit zu erleben, dabei liegt die wahre
Schönheit in mir Selbst und in meinem Inneren. Der Schmerz führt
mich dahin, Kontakt aufzunehmen zu diesem Kern, in dieses Zentrum zu reisen
und die Traurigkeit zieht mich auch nach innen, damit ich merke, wieviel
Schönheit ich habe und diesem Glanz auch begegnen kann.
Ich halte viel zu sehr fest an dem, was ich erworben habe, aus Angst
vor dem Unbekannten.
Was ist wenn mein Schmerz geht und das Leiden aufhört? Wer
bin ich dann?
Da bin ich dann reingerutscht, dann kam das. Das ich immer gemeint
habe, ich will an der Struktur festhalten, weil sie mir Halt gibt
und mir vertraut ist und die Perle entsteht und wächst in einer Muschel
tief auf dem Meeresgrund in der Dunkelheit. Das ist doch eigenartig, daß
so etwas Schönes in der Tiefe als Schatz dort verborgen liegt. Dann
habe ich verstanden, daß das, was ich suche ganz allein in mir selbst
liegt und in mir geboren wird.
Dann kamen diese Fragen: Wo gibt es Halt, wo gibt es Schutz, wo gibt
es Geborgenheit?
Mein Kopf ist leer geworden, mein Geist still und ich bin tiefer und
tiefer getaucht, mitten ins Meer hinein. Ich wußte nicht, wo ich
hinwill, es war ja nichts, kein Ort, kein Ziel, daß ich hatte. Ich
habe mein Herz gespürt, ein Stechen in meiner Brust und festgestellt,
ich begebe mich in diesen Raum in meinem Herzen. Mein Herz will handeln
und kann es in diesem Raum und ist doch gehemmt. Ich habe den Raum
betreten und gemerkt, daß mein Herz frei ist zu handeln und gleichzeitig
habe ich diese Hemmung gespürt, die da ist.
Es kam ein sanftes Lächeln und eine ganz sanfte Erregung. Dann
kamen die Fragen: Wie handelt ein Herz, daß frei ist? Wer bin ich?
Warum bin ich hier? Bin ich es, die diese Zeilen schreibt? und dann kam
der Satz: Du bist ein Wesen, welches einen direkten Zugang zu Gott hat.
Da wurde ich müde, empfand die Stimmung als ermüdend.
Ich dachte, ich weiß auch nichts, ich habe auch keinen Plan, ich
tauche einfach tiefer, vielleicht lande ich ja irgendwo. Ich habe mich
fallengelassen. Mit meinem Geist begreife ich überhaupt nicht, worum
es geht. In dieser Tiefe fühle ich mich beschützt und behütet
und zutiefst geborgen, es war so angenehm, dort so sein, wie warm und weich
es ist und ich habe Frieden und Stille in mir gefühlt.
Mein Herz konnte sich in diesem Raum frei bewegen, es fand eine direkte
Berührung statt, alles kam ins Fließen und floß ineinander
und ich hatte totales Vertrauen in diese Dunkelheit, diesen Raum der Leere.
Es übersteigt alles, diese Worte, meine Sprache, die Schrift und es
ist schwer und leicht zugleich, es war auch so paradox. Als ob ich Blei
an meinen Fesseln hätte und nach unten gezogen werde und gleichzeitig
war ich leicht wie ein Schmetterling und konnte mich fliegend bewegen.
Alles hat parallel existiert, ich habe Glück und Leid gefühlt,
Traurigkeit und Freude und es hat mich immer stiller und ruhiger gemacht.
Ich war allein und doch ist alles ausgefüllt. Dann kamen die Antworten,
was will ich hier und wo will ich hingehen und die habe ich aus der Ferne
rufen gehört, sie waren trotzdem ganz dicht bei mir und fast schon
in mir und alles ist verschwommen und ich kann auch nichts festhalten.
V4 hat dies auch gesagt, es ist etwas unglaubliches passiert: Ich
bin immer transparenter geworden, je tiefer ich getaucht bin und ich konnte
ganz tief fühlen. Ich habe den Stein angeguckt und konnte den
Stein fühlen. Ich habe mit dem Wesen dieses Steines Kontakt aufgenommen.
In dem Moment kamen mir die Tränen, weil ich so berührt war,
weil es so tief war, was ich gefühlt habe. Es hat mich selig und traurig
zugleich gemacht. Selbst den Regen konnte ich fühlen, ich habe das
Wesen des Regens gefühlt, es war total rein und klar.
Damit war es dann auch gut.
V9
Zu Beginn habe ich meine Fragen an meine Krafttiere gestellt.
Perlfischer war von meinen Krafttieren das einzige, welches mir helfen
konnte. Er ist ein Rennpferd, ein Hengst. Der Panther und der Hirsch konnten
mir keine Antworten geben.
Perlfischer antwortete mir:
Du sollst zur Königin werden
Du sollst nackt auf mir reiten
Du sollst mit mir spielen
Ich habe links verrieben und bin dadurch sehr tief in Bilder gekommen.
Auf meine Frage: Wie werde ich zur Königin habe ich sehr viele
Bilder bekommen: Indem ich Würde bekomme und Würde bekomme ich,
indem ich meinen eigenen Weg gehe, auch wenn er noch unvollkommen ist.
Es kam das Bild von einem Höhenweg in der Schweiz, den ich im
Sommer zusammen mit meinem Freund gewandert bin. Ich sah, daß
parallel zu dem Weg meines Freundes auch mein eigener Weg verlief, den
ich gehen muß, auch wenn der manchmnal mit vielen Umwegen gepflastert
ist, z.b. traue ich mich nicht über einen Wasserfall zu springen,
sondern muß außen herum gehen, was mir lange Verzögerungen
beschert.
Aber eines kenne ich ganz genau: Mein Ziel, meine Richtung
(Ins Toggenburg)
Zu meiner Frage über das Spielen kam die Antwort: Spiele, sei
spielerisch, sei verspielt, z.b. mit Theaterblut, schütte es über
dich drüber, lass es aus deinem Mund quellen, ein Vampir beißt
mich in den Hals.
Denke dir Begegnungen zwischen Menschen (z.b. Seminare oder Initiativen)
der ungewöhnlichsten Art aus ! Z.b. gründe eine Agentur für
Liebeskranke.
Der Auftrag: Du sollst nackt auf mir reiten beinhaltet zwei Dinge:
Das Erotische und die Schutzlosigkeit. Schutzlosigkeit meint
ohne Maske, ohne Kleider, ohne Theater, so nackt, wie man auf die Welt
gekommen ist. Es meint: Zeige deine Nacktheit, was auch bedeutet: Gehe
ohne Maske, suche Kontakt zu Menschen von Herz zu Herz ohne das Kleider
(Masken) um euch herum sind. Stärke deine Herzkraft, dann wird auch
deine weibliche Kraft, deine Sexualität stärker.
Am Schluß kam noch das Bild eines riesigen Mondes, das Bild der
Mondgöttin, Perle gehört zum Mond, zur Weiblichkeit, Fruchtbarkeit,
Männer tragen keine Perlen. Der Schutz des Mondes, fühle mich
unglaublich angenommen, verreibe für die Mondgöttin, für
die Frauen aus meiner Familie und danke ihnen allen, daß ich weiblich
sein darf, das ich daß ausströmen lassen kann und nicht so verletzt
bin.
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