Kreuzspinne
30/31. August 2003 in Berlin

Kreuzspinne

C3

V8
Das ganze ging los mit Parästhesien in meinem Gesicht, Ameisenlaufen, nein besser Spinnenlaufen und total das Gefühl, daß ich garnicht weiß, um was es eigentlich geht, das hat sich bis jetzt durchgezogen, wo ich überhaupt herkomme, wo ich hinwill, was mein Ziel ist.
Dann habe ich ein Bild von meiner Mutter gehabt und ein Gefühl, welches gestern schon bei Einigen enstanden war, ein Gefühl von Dankbarkeit. Dankbarkeit dafür, was sie alles gemacht hat und dafür, daß sie einfach nur da ist. Gleichzeitig auch ein Hass aus demselben Grund.
Hatte auch kalte Füße
G. v.Unruhe, habe richtig innerlich gekämpft gegen diesen Zustand, wo ich herkomme, wo ich hinwill, was mein Ziel, was meine Aufgabe ist. Das war der Grund für diese Unruhe.
Es kamen Fragen, darf ich denn alles sein, das was mir vorgegeben ist, ob mir das überhaupt möglich ist und was ich da mache, wenn ich anders bin.
Auch Vergeßlichkeit hatte ich von der C1 bis jetzt. Während des Verreibens überlegte ich mir, was ich aufschreiben will, kaum will ich das tun, ist es weg.
Die Lösung dafür war, mich hinzugeben, mir nichts einprägen zu müssen. Das kam in der C3-Stufe. Damit war auch schlagartig die Unruhe weg, der Druck war weg und ich konnte mir alles merken. Egal was ich mache, ich komme aus diesem Kreislauf nicht heraus, ich kann mich also nur damit abfinden.
Auf meine Frage an die Spinne, um was es eigentlich geht hat sie mir geantwortet: "Es geht darum, du selbst zu sein. Es spielt keine Rolle, warum du etwas tust oder wie oder wer dir das gezeigt hat, sondern es geht nur darum, daß du es aus dir heraus tust. Ich bin nicht nur die Mutter, sondern das mütterliche Prinzip."
Da habe ich verstanden, daß ich nicht kämpfen muß, um loszulassen, sondern das das Prinzip von der Spinne, das mütterliche ist, automatisch loszulassen. Das ich schon losgelassen bin, das ich das bloß akzeptieren muß. Die Spinne hat mir erklärt, daß es auch so sein soll, daß eine Mutter ihr Kind ab einem bestimmten Zeitpunkt losläßt, wenn sie das nicht kann, ist sie krank, und ihr Mittel wäre Aranea oder das Mittel wäre für das Kind, was noch dagegen ankämpft und nicht versteht, daß es eigentlich schon losgelassen ist.

V11
Ich habe die Spinne mit meinem Krafttier, dem Hund besucht. Heute hatte ich wieder dieses Gefühl: Na ja, ich will zwar nicht, aber es muß sein ! Wir saßen vor dem Bett der Spinne und sie wollte gerne, daß ich mich zu ihr in´s Bett lege. Das mache ich und es passiert erstmal garnichts. Ich berühre sie erstmal vorsichtig am Arm, es passierte auch garnichts und ich dachte, daß ich jetzt erstmal schlafen kann. Dann bin ich wieder aufgewacht und da hat mich die Spinne plötzlich umarmt und zum Schluß der Verreibung hat sie mich dann auch noch geküßt ! Die ganze Zeit hatte ich das Gefühl, das es unbedingt sein muß, das es unausweichlich ist.
Plötzlich ist mir aufgefallen, daß die Spinne in ihrem Bett ganz alt und schwach ist, krank vielleicht und ich fragte sie, was ich für sie tun kann. Die Antwort war: Dumme Frage, du weißt es ganz genau, du mußt mich annehmen und akzeptieren, weil ich zu dir gehöre, ein Teil von dir bin. Du mußt also, ob du willst oder nicht. Ich habe dann gesagt okay, es ging immer besser und am Schluß habe ich sogar selber die Spinne umarmt.
Dann wurde die Spinne ganz groß und vital, sie konnte aus ihrem Bett aufstehen und wir machten einen Spaziergang zu dritt. Der Endpunkt war ein Felsen, von dem aus man eine Ebene bzw. ein Tal überblicken konnte. Zur Spinne habe ich gesagt, daß jetzt alles gut ist, ich mag sie, aber ich kann immer noch nicht erkennen, was gut an ihr ist, was positiv ist. Ich kann sie akzeptieren, aber ich sehe nichts besonders Tolles an ihr. Die Antwort war: "Eine Spinne kann sehr gut bei sich selber bleiben, in ihrer Mitte und sie kann ein unbeteiligter, unabhängiger Beobachter eines Geschehens sein oder sich darin zu verstricken oder ohne sich mit etwas oder jemandem zu identifizieren." Für mich war das immer noch zu wenig, ich dachte, damit kann man doch kein Leben leben, nur mit der Beobachtung.
Sie sagte dann, dadurch, daß sie immer bei sich bleiben kann, sei sie in der Lage, ihre innersten Impulse wahrzunehmen und denen angemessen und situationsgerecht Ausdruck zu verleihen.
 

V13
Bei dieser Verreibungsstufe hatte ich ein sehr rhythmisches Gefühl, wie ein Tanz. Ein Gefühl, als würde nicht nur mein Arm reiben, sondern mein ganzer Körper. Hatte auch den Eindruck, daß wir immer mehr gemeinsam reiben und es eine Art Symphonie wird, daß wir alle gemeinsam an einem homöopathischen Mittel arbeiten und daß das auch ein Schritt zur Heilung für uns als Gemeinschaft bedeutet an diesem Wochenende.
Ich sah meine Grundschullehrerin, die ich neulich nach dreißig Jahren zufällig in Berlin getroffen habe, ich habe meine dicken Tanten gesehen aus meiner Kindheit, Tanten mit dicken Armen, Schenkeln und Brüsten. Sah mich als kleiner nackter Junge an der Nordsee, in den Wellen spielend und den Schutz spürend. In dieser Phase kam ich aber auch zum ersten Mal an meine Trauer, eine ganz tiefe, die mich mein Leben lang schon begleitet und deren Ursachen ich immer mehr herausfinde.
Aus meinem Bauchnabel lief ein Spinnenfaden, quer durch Deutschland durch, in den Bauch meiner Mutter. Dachte, daß dieser Faden nie reißt und das das sehr schön ist. Habe mich als unermüdlich teilender Zellhaufen im Bauch meiner Mutter gesehen, der so aktiv ist und wachsen will und habe über dieses Wunder gestaunt, das Wunder der Geburt.

V14
Gestern abend auf dem Weg vom Seminar nach Hause, habe ich mich mit dem Fahrrad total verfahren. Zu Hause habe ich mir alles nochmal auf dem Stadtplan angeguckt, dachte mir, okay, das weißt du jetzt und heute früh bin ich dann wieder irgendwie im Kreis gefahren und habe mich wieder total verfahren.
Als ich hier ankam, hat mein Kinn gezittert, es ging weiter bis auf die Unterlippe, daß ist jetzt immer noch so.
Beim Verreiben hatte ich das Bild, daß ich in einer Wohnstube vor dem Kachelofen sitze und Quark für meine Kinder rühre.
Die Spinnen sagten mir, daß sie gerne ans Licht möchten, aber ich war zu faul aufzustehen.
Die ganze Zeit hatte ich die Empfindung von einem milchigen Zitronenduft.
Dann bin ich aufgestanden mit meinem Mörser und an´s Fenster gegangen, es kam dann auch gleich die Sonne hervor, es wurde heller, die Spinnen freuten sich. Ich habe dann eine persönliche Frage gestellt über meine Beziehung, habe dann einen Weg gesehen, der in einen Wald führte. Ich sah eine Lichtung, die immer heller und heller wurde, aber mein Gefühl war, ich muß noch Tage laufen, um dort hin zu kommen. Als ich dann dort rauskam erstreckte sich vor mir ein großes, weites helles Land mit ganz viel Sonne und einem großen See. Ich schwamm durch diesen See bis plötzlich von rechts ein Boot kam, in dem niemand saß. Ich kletterte hinein und sofort krachte der Boden durch und ich landete weit unten im See, dort konnte ich Fische, Pflanzen, Steine sehen. Dann tauchte ich wieder auf und stieg aus dem Wasser, kam an einen Wald und traf eine Spinne, die ich begrüßt habe und fragte, warum ich hier bin. Sie sagte: "Um das Wunder des Paradieses neu zu entdecken, neu zu sehen. Sie fand es sehr schön, daß ich nichts anhatte und barfuß war, weil man dann die Natur viel mehr fühlen und spüren kann. Wir sollten viel mehr nackt sein und barfuß laufen, um die Natur wirklich spüren zu können, Mutter Erde spüren zu können."
Sie sagte, wir sollten die Natur nicht immer mit dem Kopf betrachten, alles nachlesen, sondern fühlen. Das war die Hauptmessage.

V 12
Ich hatte zum einen das selbe Thema wie V8 und V 11, weil ich auch die Frage hatte, was ist eigentlich das Sinnvolle an der Spinne oder wo ist das Positive an der Spinne ?  Habe mir vorgestellt, wenn ich eine Spinne wäre, was könnte mir am Spinnen-Dasein gefallen ? Was mir dann gefallen hat, was der Gedanke: Ich bin Ich, ich bin nur Ich und ich lebe aus meinen eigenen Werten heraus, ich habe die Fähigkeit, mich an meinen eigenen Erfahrungen zu orientieren, an dem, was mir vorschwebt. Das nicht im Sinne von Egoismus oder um jemanden anderen platt zu machen, sondern egal, welche Wertvorstellungen es um mich herum gibt, ich lebe diejenigen, die meinem Wesen entsprechen. Das war die intensivste Erfahrung dieses Individuellen. In diesem Sinne bin ich auch nicht verantwortlich für das, was die Leute im Außen tun, erstmal von dieser individuellen Ebene her gesehen.
Auf dieser individuellen Ebene sage ich, ich spinne mein Netz. Wer nicht sein eigenes Netz hat, geht andern ins Netz oder aber er fährt ständig Ausweichmanöver.
Man ist auch selber dafür verantwortlich
Die Spinne ist nicht moralisch, sie ist sehr ambivalent, wie der Skorpion. Sie sagt: “Ich bin Ich und ich helfe dir auch nicht bei deiner Selbstfindung, denn ich mache meine eigenes Ding.³
Das ist ja okay, aber insofern hinterhältig, weil sie sich sehr einladend präsentiert und durch dieses Netz, daß sie spinnt jeden anderen vor sie Frage stellt: Wie verhalte ich mich dazu ?
Du mußt wissen, das ist das Netz des Anderen und du mußt da bewußt mit umgehen und wenn du nicht weißt, was es ist, dann wirst du dann eben eingefangen und gefressen. Das ist dann auch gut, es interessiert die Spinne auch nicht.
Das war für mich eine richtige Lösung auf der Ebene von Selbstverantwortung.
Freudvolle Erlebnisse mit der Spinne habe ich nicht, sondern eher: Hier bin ich und dort bist du, du bist da, aber du bist das ganz andere, etwas, was man auch nicht erkennen kann. Das auch zu akzeptieren als das Fremde und das das Fremde anders ist als ich und die Dinge eben auch anders macht, als ich.
Zwei andere Themen: Gestern abend war ich auf einer Party in der ehemaligen Villa des Reichsportministers der Nazis und ich sah sofort, daß es ein Nazi-Bau war. Ich hatte einen jüdischen Freund dabei und der hat sich nur gegruselt. Bei der Verreibung sah ich weiße Spinnen, die durch die Luft fliegen und Giftgas versprühen. Einmal war ein ganzer Wald in dichteste Giftgaswolken gehüllt und es hat gebrannt. Brennende Energie.
Darum ging es dann nochmal: Die Spinne als ein Tier, welches mit Energie zu tun hat, mit Energie-Mangel, mit Energie- Gier, ich raube dir Energie.
Zum Schluß kam das Thema Ökonomie, etwas Gesellschaftliches. Die Ökonomie der Spinne, sich ihr Fressen zu sichern ist weniger über Kraft, als über Strategie. Dieses Netz aufzuspannen ist ein besonders hoher Anteil an Strategie, um mit wenig Aufwand viel Beute zu machen. Vielleicht ist es aber auch viel Aufwand diesen Faden zu spinnen, das kann ich jetzt nicht beurteilen.
Das letzte Thema:  Auf meiner Trance-Reise fragte ich die Spinne, was ist ihre transformatorische Kraft ?  Für mich ist die Spinne wie ein Vexier-Bild, sie ist sowohl schön, als auch schrecklich und es gibt Momente, wo sich beides berührt. Wenn man nun so eine gelebte Individualität hat, wie ich sie beschrieb, man sehr bewußt weiß, warum man etwas tut, kann man beide Richtungen spüren, ertragen, und leben, weil man nicht das Bedürfnis hat, Dinge abzulehnen aus irgendwelchen inneren Widerständen oder vordergründigen moralischen Kollektivverteufelungen.
Das, wenn man eine wirkliche gelebte Individualität hat, d.h. man weiß, was man tut, wenn man seine eigenen Werte gefunden hat, dann kann man diesen Moment, wo sich das Schöne und das Schreckliche berührt, diese Ambivalenz, wo das Schöne in das Unerträgliche umschlägt ertragen und leben, vor allem sehen, weil man innerlich nicht behindert ist, sich durch falsche Widerständen bzw. oder gleichzeitig kollektive Verteufelungen (heute z.b. Skinheads als kollektive Feindbilder) durch die man Dinge dann als häßlich ansieht, die man nicht wirklich persönlich als häßlich erfährt sondern wo man die Häßlichkeit als ein Bild immer schon mitbekommen hat, die Spinne gibt ja so ein kollektives Häßlichkeitsbild, mit dem man aufwächst.

V9
Ich habe die Spinne gefragt, was das bedeutet oder wo der herkommt, der Ekel, was er zu bedeuten hat und ihre Antwort war, das es etwas mit der weibl.Sexualität zu tun hat.
Nachher hat mich euer Kratzen im Mörser total genervt. Ich fragte mich, was müssen die hier alle so laut sein, man kann doch auch unaufdringlicher sein. Das Kratzen machte mir kalte Schauer. Bin dann in das Gefühl des Ekels und der Kälte gegangen, wollte nach der Botschaft fragen, die  sie in sich tragen und habe den Mörser vor meinen Schoss gehalten dabei. Sofort begann ein kalter Strom aus meiner Yoni herauszuströmen, wie ein eiskalter Wind, der immer stärker wurde. Auf einmal ist es wie aufgebrochen und ich habe wieder ganz schnell und kraftvoll begonnen zu reiben und die Spinne hat mir dann Sätze hineingegeben, es waren Botschaften an die Frauen.
Sie hat gesagt:
"Frauen, nehmt euch das, was ihr braucht. Sprecht laut, findet eine Sprache für eure Wünsche und äußert sie laut und deutlich, kommt in Bewegung, heraus aus der Passivität und tut die Dinge, die euch Lust und Freude bereiten." Es war klar auf die Sexualität, auf diesen Schoßbereich bezogen.
Nachher war ich wieder total geräuschempfindlich, manchmal hat mir das Reiben richtig weh getan in den Ohren.

V10
Heute war es viel besser bei mir, vielleicht lag es auch an der C3. Ich wurde von einer riesigen Spinne gefressen und als Kokon wieder ausgeworfen. Dann kam mein Krafttier, mein Hirsch und hat mich auf seinem Geweih zu meinem Kraftplatz gebracht und da habe ich dann in der Sonne gelegen und gemerkt, wie ich innerlich austrockne, wie die alten Mumien.
Dann kam meine Hexe an und hat mich mit einer Schere rausgeschnitten. Danach waren alle meine Sinne total angespannt, habe alles sehr intensiv wahrgenommen, habe zum ersten Mal wieder eine freie Nase, die Augen waren geblendet, die Geräusche des Reibens habe ich als total laut, aber nicht nervig, wahrgenommen. Es war doch harmonisch, sehr schön. Das Reiben des Pistills im Milchzucker hat sich unter meinen Füßen wiedergegeben, wie Sand, da kam ein  wohliges Gefühl und ein Bild, daß ich mit meiner Hexe am Strand sitze.
Später habe ich zuerst rechts herum gerieben, die Spinne war dabei so groß wie dieses Haus. Beim rechts-herum reiben kam das Bild, daß ich sie jage und erlege. Das war mir aber zu martialisch, dann habe ich mit der linken Hand links herum gerieben, da kam das Bild, daß meine Hexe auf die Spinne springt, ich mußte hintergehen. Es war wie in dem Film "Dune", diese riesigen Würmer. Es war sehr anstrengend da hoch zu kommen, als ich aber oben war hatte ich das Gefühl auf diesem riesigen Tier zu reiten und eins zu sein mit ihm und es zu steuern.
Die Reibegeräusche kamen mir vor wie Flüsterstimmen, ich habe Angst bekommen, sie haben ständig zu mir gesagt: "Das Thema bei ist dir ist Geduld, Ausdauer und Warten, bald ist die Zeit usw." Das kam die ganze Zeit in mein Unterbewußtsein hinein. Ich hatte das Gefühl kurz vor dem Unterreich zu stehen und vor einer Pforte zu sein und das die ganze Zeit zu hören, aber noch keinen Schritt hinein zu machen, denn irgendwie hatte ich auch Angst.



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