Kreuzspinne
C3
Fortsetzung
V1
Ich war sehr zufrieden hier,
konnte mich langsam damit abfinden, zur Welt gekommen zu sein, was ich
bei der C1 und C2 nicht hatte.
Dann kam mir in den Sinn das Spinnen unendlich lange in ihrem Netz verharren,
ich kann unendlich lange mit ganz wenig leben, Spinnen können lange
warten. Irgendwann kommt dann die Zeit, dann kommt die fette Beute.
Wenn sie dann endlich kommt scheut
sich die Spinne auch nicht zu bunkern, zu mumifizieren. Auf dem
zum Seminar heute Morgen habe wir über Tote und Mumifizierung
gesprochen. Bei den Indigenen gibt es ja genaue Vorstellungen wo die verschiedenen
Seelen sich im Körper befinden. Dr. Rudolf Steiner hat auch die Tragödie
der ägyptischen Pharaonen beschrieben, die durch die Mumifizierung
nicht inkarnieren können, weil ein Teil ihrer Seele immer noch gebunden
ist im Körper, im Materiellen.
Dann wurde mir wieder klar, wie
z.b. der Hirsch, der die Haut für die Trommel gibt eigentlich immer
noch hier ist, in der Haut und nicht re-inkarnieren kann und was das für
ein Geschenk des Hirschen an uns Menschen ist.
Als ich jünger war habe ich
mich immer als einen Ausserirdischen gesehen, ich habe mit Freunden
immer darüber gescherzt, daß wir eigentlich von einem anderen
Stern kommen, so wie mit dem Ufo gelandet hier und wir wissen nicht, wo
das Ersatzteil für´s Ufo ist und laufen da zwischen den Menschen
herum, aber unsere Heimat ist das Universum. Jetzt merke ich, eigentlich
habe ich scheiß Angst vor diesem Universum, vor allem vor diesen
Planeten und da mal wieder hinzumüssen, das mir das garnicht mehr
so gefällt, das sich meine Sicht auch sehr geändert hat. Und
das die Spinne möglicherweise eine Schwierige ist, um mit ihr hier
zu leben, um mit ihr klar zu kommen.
Was ist denn der Nutzen, was ist
das Schöne daran, nochmal zurückzukommen ? Da hat die Spinne
dann gesagt: "Ich beschütze dich, wenn du weggehst. Erstmal um
hier zu sein ist es ja schon nicht einfach, das verstehe ich, aber wenn
du es mal aus der anderen Sicht anguckst, daß du irgendwann mal wieder
wegmußt, dann wirst du vielleicht nochmal an mich denken." Das
fand ich dann toll, daß es hier jemanden gibt, der für mich
guckt, wenn ich sterben muß. So wie das im Moment aussieht, werde
ich, wenn ich tot bin überhaupt nicht weggehen wollen, ich werde dann
so ein unruhig umherirrender Geist, der sich in Arzneimittelbegegnungen
einschleicht... Dann habe ich mir gedacht, ich muß unbedingt
gucken, daß jemand von euch mich dann an einen guten Ort bannt, in
einen Stock rein, das ich ein gutes Zuhause habe, noch ein paar tausend
Jahre irgendwie rumgeistern kann.
Das war so meine Empfindung für
die Spinnen, daß die Spinnen mir helfen werden, wenn´s um´s
Sterben geht, um nicht on der Unruhe, der Angst zu versinken .
V4
Das Geräusch der Schuhe
im frischen Schnee, wie sie V2 auch hatte, habe ich durch alle drei
Verreibungen auch gehört.
Dieses Mal habe ich mich nicht
verrückt machen lassen vom Warten, normalerweise werde ich sofort
unruhig und ich hasse es, wenn ich irgendwo warten muß, vor allem
weil ich nicht weiß, warum ich irgendwo warten muß.
Dann hatte ich das Gefühl,
heute sperrt sich wohl alles ein bisschen, so richtig rein komme ich nicht
(in Bilder) und es kam das Bild einer Spinne, die den ganzen Tag in ihrem
Netz sitzt und nichts anderes tut, als zu warten. Sie muß eine große
Ausdauer besitzen, wenn sie so den ganzen Tag warten kann, ohne sich verrückt
zu machen. Das war für mich etwas Neues und müde wurde ich dann
dabei.
V7
Zuerst hatte ich Bilder von Weiten,
Telegrafenmasten kamen dazu. Dann das Bild eines Stromkraftwerks,
von dem diese Drähte auch abgehen. Die Spinne ist auch ein Energielieferant.
Es kam ein Satz wie “ Auf die Drähte aufpassen und sie lieben und
pflegen³.
Das habe ich erst nicht richtig
verstanden. Dann tauchte das Bild aus dem Film: "Leon, der Profi" auf,
welcher ja nie schläft und für diese Kleine ist er der Energielieferant
und er ist auch ein Guter.
Dann bin ich nochmal an den Punkt
von gestern gegangen mit dem Schmerz und habe die Spinnen gefragt, ob sie
mir da helfen können und sie haben dann gesagt: "Den Faden entrollen
lassen."
Ein Glaubenssatz den ich habe ist,
daß man sich eigentlich an niemanden binden mag, man soll ja sowieso
nicht anhaften und von den Spinnen kam dann, daß man sich schon binden
können muß.
Es tauchten dann Bilder von Australien
auf, dieses Netz von Songlines, das über das ganze Land gezogen
ist, da tauchte dann der Ayers Rock auf und es war so, als wäre
das der Hinterleib von einer riesigen Spinne, die da sitzt. Ich hatte dann
das Gefühl, das ist der Sitz von der großen Mutter Spinne.
Hatte das Gefühl, jetzt kann ich endlich dieser großen Spinne
begegnen, aber irgendwie passierte nichts und dann kam dieses Warten
und ich dachte, du mußt erstmal den Fokus davon wieder wegnehmen.
Jedesmal, wenn ich ihn aber weggenommen habe, habe ich rechtsseitge
Kopfschmerzen bekommen.
Dann kam etwas, was schon jemand
anderes gesagt hatte, nämlich spontan seinen eigenen inneren Impulsen
folgen, einfach leben, was gerade in dem Moment kommt. Mir kam das
Bild der Aboriginis, die mitten in der Wüste einfach aus dem
Bus aussteigen, aber dabei nicht auf der Flucht sein (wie es z.b. Tuberkulinum
ist), es hat eine ganz andere Qualität. Bei der Spinne gibt
es auch diese plötzliche Unruhe, aber sie ist zuhause währenddessen,
oder auf dem Weg nach Hause. Die Aboriginis pflegen ihr Land, ihr Sein,
indem sie diese Lines ablaufen, jetzt wurde mir klar, was es bedeutet hatte:
Die Drähte lieben und pflegen.
V5
Für mich war die Frage, was
mach ich mit dem, wo ich gestern gestanden bin, also im hier und jetzt
wie geht´s da weiter heraus.
Es war so, daß ich während
dem Verreiben die Richtung gewechselt habe: Zweimal links herum, zweimal
rechts herum, was für mich bedeutete, es soll nicht in eine Richtung
gehen, nicht in die eine, nicht in die andere, sondern alles zuzulassen.
Dann kam ein Kloß im Hals
hoch, eine Traurigkeit wegen der Geschichte, die ich aufgelöst
hatte. Die Frage kam, wie geht es jetzt eigentlich weiter und für
mich wurde klar, daß ich im Augenblick meine Lebensgeschwindigkeit
reduzieren muß, ich muß die Geschwindigkeit zurücknehmen,
die ich habe. Die richtige Geschwindigkeit zu finden, egal in welche
Richtung, die für mich passend ist.
V6
Es hat mir Spaß gemacht,
ein angenehmes Gefühl dieses Mal. Meine Hände und Füße
waren sehr kalt, aber innen drin war Wärme. Darauf schien
es auch nicht anzukommen, ob mir jetzt ein Bein abfällt oder was auch
immer passiert, egal, es ist nicht so wild. Die Wärme ist bis
zum Schluß geblieben.
V2
Im rechten Oberarm bekam ich
ein pulsierendes Pochen, da dachte ich, daß ist jetzt die
Spinne, die bei mir ankommt.
Sobald ich die Augen schloß,
wurde es mir übel und schwindelig, es hat sich alles ein
bischen gedreht. Die ganze Zeit empfand ich den Milchzuckerstaub beim Verreiben
wie einen Nebel im ganzen Raum.
Die Geschwindigkeit war auch
ein Thema bei mir, es war immer etwas da, was mich weitertrieb, ich dachte,
daß ich immer noch schneller und schneller reiben muß.
Die Spinne sagte mir: "Nicht stehenbleiben, weiter gehen!" und ich
habe es als einen Auftrag für mein Leben verstanden.
Ich empfand auch eine tiefe Dankbarkeit
gegenüber der Spinnen-Begegnung und hatte den Wunsch, ihr zu danken.
Die ganze Verreibung durch reagiere
ich sehr stark auf Geräusche. Durch die Klänge der Pistille
in den Mörsern beim Verreiben bin ich zu einem Bild gekommen: Der
Pistill war ein Glockenschlägel, ich selber war Glockenschläger
auf einem Kirchturm und habe zur Messe gerufen. Ich blickte dabei über
das ganze Land, unter mir war ein mittelalterliches Dorf. Ich fragte mich,
zu welcher Berufskaste ich hier wohl gehören möge und die Antwort
war, daß ich zur Kaste der Geistlichen gehöre.
Es kam auch ein Gefühl
von Eigenständigkeit in mir auf, ich dachte, egal ob meine Umgebung
schreit, tobt, alles zusammenschlägt, sich von mir abwendet, ich werde
daß tun, was meinem Wesen entspricht und was ich für richtig
halte.
V3
Gestern hatte ich noch daran zu
knabbern, daß sich bei mir nicht wirklich etwas bewegt hat, daß
mir irgendeine Art von Erkenntnis kam und über nacht ist dann die
ganze Schleimhaut der Nase auf der rechten Seite zugeschwollen, meine Augen
war dick als ich heute aufwachte, geträumt habe ich nicht wirklich
etwas.
Als erstes heute stieg bei mir
ganz viel Trauer auf, Trauer über Mißbrauch. Dann dachte
ich: Inwiefern ? und habe die Spinne als großen Kolbenmotor gesehen,
wo die Beine dann immer in die Kolben reingehen und was wird in
dieser Fabrik produziert: Seife aus Menschenknochen. Dann wurde
mir aus der Tiefe des Magens richtig übel, ich konnte es nicht ertragen
und dachte, daß ich mich gleich übergeben werde.
Die Spinne hat dann Bilder bewegt:
Ich ging weg von dieser Seife aus Knochenmenschen und sah auf einmal eine
Wolfsmutter, Hundemutter, die ihre Jungen wegbeißt, eine Spinne
die ihren fast reifen Eier verläßt.
Je mehr ich rieb, um so mehr hatte
ich das Gefühl, drückt sich eine Spirale in meinen Magen und
umso mehr wird mir in der Taille die Luft abgeschnürt. Zwischenzeitlich
hatte ich auch Atemprobleme und diese große Trauer,
die ich auch von anderen Situationen schon kenne.
Dann habe ich gefragt: "Was soll
ich tun, wenn dieses Gefühl aufkommt?" und die Spinne hat gesagt:
"Die Spirale muß erst alles aufgewühlt und geleert haben, um
es dann neu aufzufüllen." Bevor ich das nicht für mich verarbeitet
habe auch nichts Neues hineingehen kann. Dann hatte ich das Gefühl,
als ob ich zerquetscht und zertreten werde und man mir gleichzeitig die
Taille zuschnürt.
Die Spirale bohrte dich dann
bis zur Gebärmutter. Ich habe dann gesagt: jetzt reicht´s
, was soll ich jetzt erfahren ? Dann hat man mir klargemacht, daß
ich die Beziehung zwischen mir und meiner Mutter, so wie sie ist, nicht
akzeptieren kann, sie aber akzeptieren muß, um etwas daran ändern
zu können. Dann ist mir aufgefallen, daß meine Mutter zu ihrer
Mutter genau das gleiche Verhältnis hat, das sie die Distanz brauchen,
um sich lieben zu können, weil es anders einen erdrückt, man
zugeschnürt wird. Dann hatte ich das intensive Gefühl, ich will
mich übergeben und habe schon gesehen, wie aus meinem Rachen eine
dicke Plazenta mit irgendeinem Säugetier herauskommt und das ging
dann in einen Milchgeruch über.
Dann bin ich wieder in die Verreibung
hineingegangen und habe gemerkt, wie sich meine Füße auflösen,
wie aus dieser Spirale, die Füße lösen sich auf, der
Körper löst sich auf. Mir ist mein Krafttier erschienen und
sagte, ich müsse loslassen. Dann habe ich gesehen, wie die Spinne
mich spiralförmig auflöst, es war auch nicht schlimm, ich
habe mich frei gefühlt in diesem Moment. Die Spinne hat mir dann von
hinten mit ihren zwei Fangzähnen den Kopf abgebissen, der mich daran
hindert, in meine Gefühle hineinzugehen und dann dachte ich: "Jetzt
bin ich leer, jetzt bin ich tot, jetzt bin ich eigentlich erlöst"
dabei hat sich dieser Strick um meinen Magen auch gelöst und dann
kam nocheinmal, daß ich meine Mutter akzeptieren muß und eine
gewisse Distanz waren muß, um mich ihr anzunähern. Das war
dann für mich ein überwältigendes Gefühl, ich hatte
mich bis vor kurzem noch so leer gefühlt, das fing nun an, sich zu
füllen. Es war dann eine goldene Spinne, die auf mich zukam, also
ich war tot, und sie kam, um mich zu holen. Es war sehr schönes Gefühl.
Dann dachte ich, ich bin ein
Wolf und ich sitze auf einem Berg und jaule den Mond an und den Weltschmerz
jaule ich raus und dann stellte fest, daß ist garnicht der Mond,
das ist die Erde, die hängt an einem seidenen Faden, einem Faden der
Spinne und dafür wollte ich ihr danken und haben einen Altar aus
Kissen gemacht.
Es wurde weiß und es kam
eine wohlige Wärme und sie hat mir das Sonnensystem in ihrem Spinnennetz
gezeigt, sie hat mir gezeigt, daß das Spinnennetz das ganze Sonnensystem
ist und das die Sterne jeweils immer Wassertropfen in diesem Netz sind
und das sie das alles vereint. Zum Abschluß kam noch eine Comix-Sequenz:
Ich sah die Spinne an einem Spinnrad und sie war dabei ganz eifrig ihren
eigenen Kram zu spinnen. Das war das Befreiende, was dann in Wohlgefallen
übergehen konnte, weil ich war ja innerlich wirklich ganz leer.
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