Schildkröte
3/4. April 2004 in Berlin

Schildkröte - Caretta caretta

C 3

V6
Die Schildkröte sagte zur mir: Schütz dich, aber isoliere dich nicht!
Ich war gelassener, ruhiger beim Reiben, nicht mehr so schnell und hektisch.
Gefühl von Frieden und Ruhe
Mich interessiert schon seit gestern die Sache mit dem Kontakt, der Isolation, dem Alleinsein.
Als ich die Schildkröte fragte, ob sie allein die tausende von Kilometern von einem Kontinent zum anderen schwimmt, sagte sie: Nein, wir schwimmen immer im Schwarm, erst wenn wir an die Küsten kommen verteilen wir uns und sind wieder allein.
Ich konnte nicht glauben, daß die Schildkröte so ein Einzelwesen ist.
Dann kam ein Lied:
Carreta, Carreta everything is better, everything is fine, so won´t you be mine ?
Nun muß ich weinen.
Die Schildkröte sagte dann: Entspanne dich, du mußt innen keine Verkrampfung bekommen, denn du hast außen einen großen Schutz, deshalb kannst du innen locker lassen. Je stärker du außen gepanzert bist, um so lockerer kannst du innen sein. Der Schutz im Außen ermöglicht, daß man innen sehr locker sein kann. Ich konnte dann richtig loslassen innen drinnen, meine Magenschmerzen wurden besser.
Ess-Attacken sind heute schwächer, von gestern habe ich noch wie Vorräte gespeichert
 
 

V5
Rücken, Schmerzen
Zwischen den Schulterblättern, Schmerzen
Es kam ein Bild, daß die Schildkröte in meinem blauen Bauch schwimmt zwischen den ganzen Organen. Dann war das Bild weg
Bauch hat sich dann leer angefühlt
Stellte mich dann hin zum verreiben und hatte das Gefühl, auf meinen Bauch und meine Schildkröte herabzuschauen, so richtig von oben herab.
Das fand ich nicht gut.
Dann habe mich hingesetzt und das Tuch über mich gehängt, dabei kam ich mir vor, als ob ich die Schildkröte beglucke, das fand ich auch wieder nicht gut.
Etwas ummanteln zu wollen, für etwas sorgen zu wollen, kenne ich sehr gut. Das gefiel mir auch nicht.
Dann habe ich mich aufgerichtet, der Mörser war vor meinem Bauch, damit entstand eine Offenheit, die mir unbekannt vorkam.
Es war sehr schwer, wie eine breiige Masse, ich habe mich durch einen Sumpf durchgerührt (weint). Dann habe ich in die andere Richtung gerieben, daraufhin ging es besser.
Ich habe die Geräusche gehört und gedacht: Was kratzt ihr blöden Menschen an mir herum?
Ich bin die Schildkröte und ihr kratzt alle an mir herum. Darüber war ich ärgerlich. Das Geräusch war wie eine Maschine, die nicht mehr aufgehört hat, zu drehen.
Ich kam mir vor, wie ein Kleinkind, lustlos, welches man gerade in die Sandkasten gesetzt hatte, weil das Kind nicht dabei sein sollte, mal eben in die Buddelkiste gesetzt. So kam ich mir vor, lustlos.
Die Zeit war mir insgesamt sehr sehr sehr lang und langweilig.
Zum Schluß kam die Frage, was ich machen soll, ich hatte keine Lust, soll ich eine Suppe kochen. Kocht ihr eine Suppe? Zum Schluß fand ich es einfach bescheuert.

V4
Heute morgen hatte ich ein interessantes Gespräch mit V2, das floß auch noch in die erste Runde der Verreibung hinein: Andersartigkeit macht die Welt bunt. Das es gut ist, mit seinen eigenen Bedürfnissen da zu sein und sich den anderen so zuzumuten, wie man ist.
Authentizität befreit.
Ich bin sehr zufrieden, ausgeglichen, fand es schade, daß die Intervalle so kurz sind.
Augenbrennen, das typische
Ohr, Rauschen, links, nicht unangenehm
Frage hatte ich keine, alles floß gut
Dann fiel mir meine Mutter ein, ich habe das Gefühl, ich mache meine Pubertät nochmal durch. Wenn ich ihre Stimme höre, werde ich völlig aggressiv.
Es kam der Satz: Liebe sie in ihrer Andersartigkeit!
Ich erwarte, daß sie mich akzeptiert, wie ich bin und ich sie aber überhaupt nicht akzeptiere, wie sie ist.
Schildkröte ist für mich ein Frauenthema. Ich habe das Gefühl, hier mit den Frauen mehr als mit den Männern eine Verbindung zu haben. Es gibt einige Frauen aus meiner Vergangenheit in meinem Leben, die ich verloren habe, aber sehr vermisse. Aber ohne Leidenschaft. Das ist für mich ein Thema von Schildkröte, es gibt keine Leidenschaft, kein Drama.
Insgesamt finde ich diese ganze Verreibung etwas kopfig, Ich kann die Augen gar nicht zu machen, denn dann kommt gar nichts mehr. Ich sehe auch kaum Bilder. Gestern vor dem Einschlafen hatte ich ein Gefühl von Meer. Ich habe viele Gedanken, aber wenig Emotionales.
Knieschmerzen wieder wie gestern
Gefühl, ich kann nicht auf dem Rücken liegen
Unruhe, wenn ich nicht selber verrieben habe
Gefühl, ich möchte jetzt baden gehen, schwimmen oder ins Bad.
Die Frage stellte sich, ob diese Gelassenheit nicht trügerisch ist, ob es nicht etwas dabei gibt, was aus der Haut fahren will. Was ist eigentlich mit dieser Wut, die hier auftauchte? Einerseits heißt es immer Schildkröte, uralt, alles tutti, aber irgendwie ist da was, es ist etwas dahinter, was da nicht paßt, etwas doppeldeutiges. Was ist das eigentlich?

V3
Es begann mit Weichheit, habe mich wie in Watte gehüllt gefühlt.
Es war dann wie ein Zentrum, welches sich ausdehnt, wächst und wieder zum Zentrum geht. Es geht etwas von der Mitte heraus und geht dann wieder nach Innen.
Mit offenen Augen habe ich mich sicherer gefühlt
Bauchweh
Auf einmal stand die Zeit still, keine Gedanken, keine Bilder, keine Gefühle, gar nichts und das war gut so.
Dann kam wieder die Frage: Was gehört mir? Die Gedanken, die Gefühle, der Körper, nichts davon ist meins, war die Antwort. Dann kann ich auch nicht daran haften bleiben.
Dann kam: Warum ist es so schwer für uns, uns gegenseitig zu verstehen? Wir sehnen uns danach verstanden zu werden. Wenn ihr schweigt, könnt ihr euch besser verstehen, dann gibt es keine Unstimmigkeiten.
Dann kam wieder Ruhe.
Es war immer ein Wechsel zwischen Ruhe und das etwas los war.
Dann kam: Ich will nicht bewundert werden, es ist mir unangenehm und peinlich. Dann kamen ganz viele Wörter: Wieso, weshalb, warum, ich habe so viele Fragen und es wurde klar, daß die Schildkröte sie nicht beantworten will.
Dann kamen Worte wie Trost, trist, Trauer, traurig sein gibt mir Trost.
Die Schildkröten sagten: Wenn ihr traurig seit, könnt ihr uns spüren.
Dann bin ich aufgestanden, denn ich mußte in die Aktivität gehen und draußen war alles ramba-zamba. Die Vögel sprangen herum, das Eichhörnchen war da. Ich habe mich wieder lebendig gefühlt, neugierig, hätte ewig weiter verreiben können, vorher war alles schwer und trist.
Dann wollte ich wieder etwas fragen, schon das Fragewort allein verebbt und der Rest des Satzes wurde verschluckt. Das erste Wort konnte ich nicht mal denken, es kam Ungeduld und was tun, wenn nichts mehr zu fragen ist? Es fielt mir auf, daß das auch schon wieder eine Frage ist. Dann kam heitere Gelassenheit, Freude, einfach nur Machen.
Beim Rühren war alles total leise, friedlich.
Dann hatte ich ein Bild, wie ich meine Eier an Land bringe und im Sand vergrabe, daraufhin gab es ein totales Glücksgefühl.

V2
Meine Gedankenfetzen (die im Raum verteilte Energie) sind viel zu unzusammenhängend, ich muß daher ablesen, was ich sagen möchte.
Beginnen möchte ich mit gestern abend, mit der Rückfahrt vom Seminar nach Hause. Ich stieg in die Bahn und sah ganz viele grüne Fußballfans. Dann sah ich den Ball so vor mir, dessen Muster aussieht, wie der Rücken einer Schildkröte. Das hat auch das Gefühl erfaßt, was ich gestern hatte, als Schildkröte in den Händen von Kindern zu sein, ihrem Spiel ausgeliefert sein, keine Macht zu haben, nichts dagegen machen zu können.
Es war ein schönes Gefühl, in meinen Tiefen zu sein und mich nicht damit identifizieren zu müssen, was vor meinen Augen abläuft. Ich sah das Leben der Menschen wie aus einem inneren Zentrum. Ich sehe die Flüchtigkeit des Lebens, das vorbei rast, das schneller vergeht, als ich.
Vor dem Einschlafen hatte ich noch sehr schöne Bilder. Ich war in einer Gruppe von Azteken-Kriegern, die alle lange schwarze Haare nach oben zu einem Dutt zusammengebunden hatten. Sie hatten einen freien Oberkörper und etwas um die Hüften, sie liefen mit ihren Speeren den Wäldern entlang, alles war riesig groß, Amazonas, sie wirkten, als hätten sie Drogen genommen, Pilze, sie waren total verwachsen mit der Natur, es war ein einziges Abenteuer.
Heute morgen habe ich mich sehr gut gefühlt. Es war immer noch diese Schwere da, aber lauter Schwestern sitzen um mich herum, die mir total helfen. Nicht helfen, sondern die sind einfach da und damit ist mir geholfen. Der Morgen heute war nicht so düster und beunruhigend wie gestern.
Ich fühle das mütterlich, besänftigende, das getragen werden.
Beim Nachhause gehen gestern habe ich einen Zettel gefunden, darauf stand: Grenzenlos, und eine Wolke war zu sehen. Da hatte ich schon eine Ahnung, in welche Richtung die Lösung geht, ohne das ich Ungeduld hatte, sondern mit ruhigem Abwarten, was passiert.
Ich habe auch noch gebadet, aber mich im Wasser nicht wohl gefühlt, mußte schnell wieder raus.
Dann kam mir noch ein Gedanke zu "Grenzenlos": Die irdische Vorarbeit, um sich Muskeln für die Flügel wachsen zu lassen, aber Aufrichtigkeit reicht.
Vor dem Verreiben hatte ich zwei Qualitäten: Gelassenheit, Aufrichtigkeit. Das waren wie zwei Fokusse, die ich gespürt habe.
Dann ging die 1. Runde los:
Ich fühle kurz mein Herz, aber nicht schmerzhaft, als wäre es das Einzige, was da ist.
Gelassenes "In- Empfang-nehmen" von verdrängten Anteilen, z.b. Argwohn und Bedrohlichkeit.
Dann habe ich Bilder vom Sommer, wo ich auf einer Goa-Party sein werde, wie ich in der Sonne laufe, wie ich die Leute sehe, wie auf einem Marktplatz, jeder zeigt sich, wird gesehen.
Dann sah ich ein sehr symbolisches Bild: Einen Kreis in der Mitte, darum ein sehr langer Tiger, der diesen Kreis wie bewacht und immer darum herum läuft. Dann noch zwei Winkel, die auf die Sonne gerichtet sind. Ich habe das als Sonne gesehen, als etwas, daß ein Zentrum ausdrückt. Wie zwei Baumspitzen, angedeutet.
Dann gab es den Gedanken von: Darf ich sein? Unsicherheit, Angst vor Angriffen, aber gehüllt in Gelassenheit.
2. Runde: Aufgelöstheit.
Hals, Druck wie zu eng
Ich fühle kein Zentrum mehr, ich fühle mich nicht mehr
Die Gedanken verbleiben im Raum, kreisen mißtrauisch um potenzielle Angreifer.
Schlucken wird schwer, was ich schlucke brennt im Hals
Mein Mund wird steif und spitz und zieht Richtung Nase
Das Herz-Stechen beginnt wieder
3. Runde ganz klar der Satz: Aufrichtigkeit verbindet mit den Wurzeln, alles andere ist Theater.
Ich drehe schnell und energisch.
Dann kommt die Stille. Sie ist nicht denkbar, fühlbar, sie ist alles, was es gibt.
Aus der Stille heraus tauchen schemenhafte Erinnerungen heraus, welche die Stille bedeckt haben, wie Wolken. Aus diesem Erleben läßt sich die Stille als Stille erkennen, sonst hätte ich auch keinen Namen dafür. Wäre ich immer dort drinnen geblieben, wüßte ich nicht, daß es sie gibt. Als wäre ich in einem Haus, schaue aus dem Fenster und denke: ich bin das, was ich sehe.
Trete ich hinaus, kann ich es von außen betrachten, ihm einen Namen geben: Haus.
Gehe wieder hinein und bin mir für eine Weile bewußt, daß ich in einem Haus sitze, bis ich es wieder vergesse.

V10
Heute bin ich wieder später gekommen und habe mich aber gut dabei gefühlt. Seit Freitag bin ich in dieser Energie, es ist so wunderbar-sonderbar. Es ging schon bei der Akupunktur am Freitag los, das ich total relaxt und entspannt war, nichts hat mich interessiert.
In den letzten Tagen habe ich wenig geschlafen, nur 3-4 Stunden, bin aber die Ruhe selbst. Die Schildkröte ist scheinbar voll da. Gestern nacht war ich noch ganz lang unterwegs, heute früh habe ich völlig verschlafen, bin erst um 9.00 aufgewacht, obwohl ich den Wecker auf 7.00 gestellt hatte. Dann dachte ich, daß die anderen Schildkröten auf mich warten werden, aber ich glaube, es ist okay, ich darf das einfach mal, ganz gemütlich, mach dir keinen Streß. Alles ist gut. Als ich hier hereinkam, war es auch so, ich habe das Lied gehört, komme so rein, habe meinen Panzer so mit und lege mich hier einfach erstmal flach und das war erstmal total gut.
Es kam dann ein Bild, als ob ich in einem riesigen Kornfeld liegen würde, es war so wie Amerika im letzten Jahrhundert. Die Sonne hat auf meinen Bauch geschienen und das war wunderbar. Schildkröte hat auf jeden Fall etwas mit diesem Bauch zu tun, Bauch ist ganz wichtig, war mein Eindruck.
Auf meine Frage an die Schildkröte zu diesem Bauch, sagte sie: Laß die Sonne richtig auf deinen Bauch strahlen, sei einfach faul, gelassen, laß es einfach mal geschehen. Das Gefühl, in diesem Bauch war sehr entspannend, wie ein helles Leuchten.
Die Schildkröte hat mir gesagt, daß es für sie ein Problem sei, daß sie das Gefühl, sich die Sonne auf den Bauch strahlen zu lassen, nicht richtig annehmen kann. Sie kann es ja auch nicht machen, der Bauch ist ja immer im Wasser, im Kühlen.
Wenn sie dann mal an Land gehen, genieß sie die Sonne, die auf ihren Panzer strahlt. Die Hitze kommt dann von diesem Panzer nach innen und geht dann in die Mitte, Richtung Bauch, ganz tief hinein. Hara kam mir dann auch, diese Mitte im Hara.
Das Verreiben war traumhaft, der Stößel lief in der Schale, ich habe ihn gar nicht mehr gespürt. Alles war im Fluß. Es kamen im Mörser dann wieder Bilder: die Schildkröte.
Es war ganz warm im Bauch, ich habe mich weich und zärtlich gefühlt. Gefühl von Verschmelzen, schöpferisch, kreativ.
In der Mitte des Mörsers entstand dann das Bild einer Yoni. Dann habe ich an Frauen gedacht, an ganz unterschiedliche. Es kam dann auch Sepia, das fand ich gut, harte Schale, weicher Kern, das finde ich gut.(V1: Bei der Sepia ist es biologisch allerdings umgekehrt: Weicher Körper, harer Kern)

Ja, bei mir war es aber so. Frauen sind toll, es ist schön, daß sie da sind.
Hatte dann Lust zu tanzen. Ein Satz kam: Leben und leben lassen, Lieben und lieben lassen. All­Eins-sein und die Leichtigkeit des Seins, es war mir sehr sinnlich zumute. Ich nahm dann meine Schnecke, die fand ich sehr spannend, ich war völlig weg. Jedes Teil war sehr sinnlich. Das Herz war ganz beseelt.
Dann sind wieder zwei Bilder entstanden in dem Mörser. Ich fragte die Schildkröte, was es mit diesen Orakeln, diesen Bildern und Zeichen auf sich hat. Sie antwortete, daß man das, was da passiert einfach geschehen lassen soll, diesen Moment ganz intensiv geschehen lassen soll, dann kommen die Zeichen ganz von alleine.
Dann sah ich das Bild eines Universums im Mörser, mit einer Galaxie, dann wurde eine Brustwarze daraus und am Ende war es ein Vulkan. Die Schildkröte sagte: Wenn du dich völlig auf mich einläßt, dann kannst du das Universum erkennen. Du kannst es auf mir erkennen, in mir erkennen, es ist alles eins.
In mir kam dann Musik und ich habe dieses Lied angefangen zu summen. Manchmal war es das Schildkrötenlied, dann war es einfach ein Sing-Sang. Ich habe der Schildkröte dann nochmal gedankt. Ich weiß jetzt wohl auch, warum ich diese Schildkröte bei mir überm Bett hängen habe.



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